Gezielte Therapie gegen neuropathische Schmerzen

GLASGOW (rf). Bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen sollen nach dem sensorischen Schmerzprofil Subgruppen definiert werden. Damit lassen sich Medikamente gezielter als bisher einsetzen.

Veröffentlicht:

Denn die Therapie bei neuropathischen Schmerzen ist schwierig: Im Schnitt sprechen nur etwa 30 Prozent der Patienten auf die Standardbehandlung mit Antidepressiva, Antikonvulsiva oder Opioiden an.

Die Gruppe von Patienten mit neuropathischen Schmerzen ist sehr heterogen. Außer Patienten mit postherpetischer Neuralgie oder diabetischer Polyneuropathie gibt es viele Patienten, zum Beispiel mit Bandscheiben- oder Rückenbeschwerden, die sowohl eine nozizeptive als auch eine neuropathische Schmerzkomponente haben. In einem Forschungsverbund sind deutsche Neurologen dabei, anhand von quantitativ-sensorischen Tests (QST) unterschiedliche Schmerzprofile von Patienten zu definieren und diese nach ihrem Phänotyp in Subgruppen einzuteilen.

Etwa 1200 Patienten wurden mit QST bereits untersucht, berichtete Professor Ralf Baron aus Kiel bei einem von Pfizer unterstützten Symposium während des Welt-Schmerz-Kongresses in Glasgow. Bei der QST werden 13 Parameter getestet, unter anderen Hitze- und Wärmeempfindlichkeit und Vibrationsempfinden. Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse zu, welche Nervenfasern geschädigt sind, und könnten in Zukunft auch zur gezielten Auswahl von Medikamenten genutzt werden.

Baron gab ein Beispiel: Ein Patient mit einer spinalen Nervenläsion und Rückenschmerzen sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite wird auf 450 mg Pregabalin eingestellt; unter der Therapie verringern sich allerdings nur die Schmerzen auf der rechten Seite. Die QST liefert die Erklärung: Am Rücken rechts sind die Nervenfasern intakt, während links alle Nervenfasern degeneriert sind. "Hier kann das präsynaptisch wirkende Medikament keinen Effekt haben", sagte Baron.

Fraglich bleibt, ob QST-Untersuchungen bei neuropathischen Patienten einmal zur Routine werden können. Denn die Testbatterie ist relativ zeitaufwendig und wird zurzeit erst in wenigen Zentren im Rahmen der Forschung vorgenommen.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar