Jeder Zweite hat nach Op starke Schmerzen

JENA (dpa). Patienten in Krankenhäusern klagen nach Angaben des Uniklinikums Jena nach fast jeder zweiten Operation über starke Schmerzen.

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"Überraschenderweise verursachen Routineeingriffe wie Blinddarmoperationen viel stärkere Schmerzen als etwa größere Magenoperationen", sagte der Leiter der Schmerzambulanz, Winfried Meißner, am Montag.

Das Jenaer Klinikum sammelt in einer seit drei Jahren laufenden Studie Daten für ein europaweites Schmerzregister. Beteiligt sind Kliniken aus neun Ländern. Europaweit unterziehen sich laut Klinikum 40 Millionen Menschen jährlich chirurgischen Eingriffen.

Für das Register wurden bislang die Daten von 250.000 Patienten erfasst. Es soll dazu beitragen, die Schmerztherapie in den Krankenhäusern zu verbessern. Dafür werden die Patienten nach einer Operation nach der Stärke der Schmerzen, Beeinträchtigungen und Nebenwirkungen befragt.

Offenbar regionale und kulturelle Unterschiede

Dass es nach einem vergleichsweise leichten Eingriff wie einer Blinddarm-Op zu starken Schmerzen kommen könne, sei von Ärzten bislang offensichtlich unterschätzt worden, sagte Meißner.

"Dabei lässt sich das mit einem einfachen Verfahren lindern, indem bereits zu Beginn der Operation eine Schmerztherapie eingeleitet wird und nicht erst danach." Bei größeren Eingriffen sei dies üblich.

Die Studie soll auch Aufschluss darüber geben, ob es beim Schmerzempfinden nationale Unterschiede gibt. Darauf deutet Meißner zufolge einiges hin. "In Rumänien geben zum Beispiel gläubige Menschen an, weniger unter Schmerzen zu leiden."

Wegen dieser kulturellen Unterschiede seien Therapie-Leitlinien nicht von Land zu Land übertragbar. Auch unterschiedlichem Schmerzempfinden von Männern und Frauen geht die Studie nach.

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Kommentare
Dr. Walther J. Kirschner 05.06.201208:58 Uhr

Postoperative Schmerzen - individuelle Unterschiede

Ärztliche Erfahrung stößt nicht nur auf das Phänomen, daß indivuelles Schmerzempfinden unterschiedlich sein kann, sondern auch darauf, daß es scheinbar unabhängig von der Art der Behandlung, z. B. der Umfänglichkeit, Kompliziertheit u. Invasivität einer Operation, ist.

Zunächst mal nicht logisch erklärbar - das ist aber auch in Biologie u. Humanmedizin per se nicht zu erwarten. Schließlich geht es um hochkomplexe Systeme und deren Funktionsweisen (Phänomen der menschlichen Existenz). In diesem Zusammenhang sollten einfache Erklärungsversuche nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden - monokausales Denken ist hier deplaziert.

Viele zentrale Fragen zu Schmrezen u. Behandlungsmöglichkeiten sind nach wie vor nicht bzw. nicht ausreichend beantwortet. Insofern ist ein überregionales Schmerzregister (noch ziemlich unbekannt!?)sehr zu begrüßen. Forschende systematische aktive Kooperationsformen mit Praktikern, Klinikern, Forschern auf breiter Ebene fehlen aber immer noch. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind (relevant) nur systematisch erreichbar, nicht jedoch nach ''Elfenbeinturmprinzip''.

Daher ein exemplarischer konkreter Vorschlag: die Zentrale des Registers konzipiert ein neues kooperatives überregionales Forschungsprojekt: Metaanalyse erfolgreicher und nicht erfolgreicher aktueller Schmerztherapieverfahren.- Methodologische Bestimmung valider statistischer Bedingungen ist dabei selbstverständliche Vorüberlegung, damit seriöse Schlußfolgerungen möglich werden. Dies trifft auf viele konventionelle Studien bekanntlich nicht zu.

Solche Projekte sind (natürlich) aufwendig, aber wissenschaftlich für die Medizin, d.h. im Endeffekt für Patienten, erforderlich.

Dr. Walther J. Kirschner
FA Orthopädie, Spez. Schmerztherapie et al.

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