Darmkrebs

Neuropathie durch Oxaliplatin aufgeklärt

Das Krebsmittel Oxaliplatin kann eine schmerzhafte Neuropathie auslösen. Ursache ist die Schädigung eines Natriumkanals.

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MÜNCHEN/ERLANGEN. Oxaliplatin wird unter anderem zur Behandlung bei Darmkrebs eingesetzt. Eine häufige Nebenwirkung ist eine akute und eine chronische Form von Nervenschädigung, die einen Therapieabbruch erfordern kann.

Die akute Form, die oft mit schmerzhaften Missempfindungen einhergeht, kann durch Kälte wie Berühren von Metall oder Trinken gekühlter Getränke verstärkt werden.

Maßgeblich beteiligt ist der spannungsabhängige Natriumkanal Subtyp 1.6 (V1.6), haben Dr. Ruth Sittl von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Privatdozentin Angelika Lampert von der Universität Erlangen-Nürnberg nachgewiesen (PNAS 2012; 109 (17): 6704-6709).

Wie bereits kurz berichtet, hat die Deutsche Schmerzgesellschaft sie dafür mit dem Förderpreis für Schmerzforschung ausgezeichnet, den das Unternehmen Grünenthal gestiftet hat.

Nach Oxaliplatin-Exposition häufen sich an Nervenfasern Aktionspotentiale, hat die Studie von Sittl und Lampert ergeben. Diese gesteigerte Informationsweiterleitung löst die Missempfindungen aus.

Eine Abkühlung der Fasern während der Oxaliplatin-Behandlung von 32° C - der normalen Hauttemperatur - auf 22° C erhöht die Frequenz der Aktionspotentiale. Das erklärt die verstärkten Missempfindungen durch Kälte.

Bei Nerven von genveränderten Mäusen, die keinen funktionierenden Natriumkanal V1,6 besitzen, steigert Oxaliplatin die Erregbarkeit weder in Wärme noch in Kälte, wie die beiden Forscherinnen herausgefunden haben.

Das liegt daran, dass der besondere resurgent Strom fehlt, den nur Natriumkanäle V1,6 vermitteln. Vorschlag der Wissenschaftlerinnen: Mit einem Blocker des Natriumkanals V1,6 könnte eine effektive Symptomkontrolle und eine Verbesserung der Lebensqualität möglich sein. (eb)

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