Deutsche Studie

Kleine Op oft schmerzhafter als gedacht

Werden Patienten nach kleinerer Op oft unzureichend schmerztherapeutisch versorgt?

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JENA. Eine Studie mit mehr als 50.000 Patientendaten aus 105 deutschen Kliniken zeigt überraschende Ergebnisse: Während einige der großen Eingriffe wie Lungen-, Magen- oder Prostataoperationen erstaunlich wenig Schmerzen nach sich ziehen, sind Blinddarmoperationen oder Tonsillektomien , also relativ kleine, aber häufige Eingriffe,ausgesprochen schmerzhaft.

Dies spreche für eine oft unzureichende schmerztherapeutische Versorgung nach kleineren Operationen, so die Autoren der im Fachblatt "Anesthesiology" (2013; 118(4): 934-44) veröffentlichten Studie.

Woran liegt es, dass einige kleine Eingriffe so schmerzhaft sind? Bei einigen Operationen spielt möglicherweise die Besonderheit eine Rolle, dass sie mit ausgeprägten Entzündungen einhergehen, wie dies gerade bei Blinddarm- und Mandelentfernungen der Fall ist, teilt die Uniklinik Jena mit.

Bei anderen Operationen werden immer noch nicht die in Leitlinien empfohlenen Methoden verwendet - zum Beispiel zusätzliche örtliche Betäubungsverfahren. Vor allem orthopädische Operationen gehören dazu. Sie nehmen 22 Plätze unter den TOP 40 ein.

Ein Grund dafür könnte sein, dass hier bei nur 16 Prozent ein lokales Schmerztherapieverfahren angewendet wird. Denn ein weiteres Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass Patienten, die mit lokalen Schmerztherapien behandelt werden, weniger Schmerzen erleiden als solche, die Schmerzmitteln als Injektion oder Tablette erhalten.

Auch die Durchführung von Operationen mit minimal-invasiver, endoskopischer Technik führt in vielen Fällen zu weniger Schmerzen als eine offene Operationstechnik.

Akutschmerzprojekt QUIPS

Besondere Aussagekraft erhält die Studie durch das standardisierte Frageschema, mit dem alle Patienten direkt am Tag nach der Operation ihre Schmerzen einschätzten.

Bisherige Untersuchungen vergleichen oft nur einige wenige Operationen miteinander, dabei werden von Studie zu Studie häufig unterschiedliche Schmerzmessverfahren eingesetzt.

"Gerade vor dem Hintergrund dieser neuen Studienergebnisse raten wir den Patienten, sich vor einer planbaren Operation genau zu erkundigen, ob ein Akutschmerzdienst und lokale Schmerztherapieverfahren angeboten werden, ob die Mitarbeiter mit den modernen Methoden der Schmerzlinderung vertraut sind und ob die Operation in minimal-invasiver Technik durchführbar ist", wird Prof. Dr. Bernd W. Böttiger, Direktor der Anästhesiologie und Operativen Intensivmedizin an der Uniklinik Köln, in der Mitteilung zitiert.

Basis der Auswertung ist das Akutschmerzprojekt QUIPS (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie), an dem die Uniklinik Köln bereits seit 2010 aktiv teilgenommen hat.

Inzwischen stehen 260.000 Daten von Patientenbefragungen aus mehr als 160 deutschsprachigen Kliniken zur Verfügung. Koordiniert wird das Projekt von der Uniklinik Jena, wie die Klinik mitgeteilt hat.

Für die Analyse wurden insgesamt 100.000 Fälle einbezogen, nach Einteilung in 179 verschiedene Operationen mit mindestens 20 Patienten blieben 50.500 Fälle für die Auswertung übrig.

Die neuen Studiendaten zeigen, wie erfolgreich moderne Schmerztherapieverfahren sein können, so die Universität. (eb)

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