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Orofaziale Schmerzen im Fokus

"Europäisches Jahr gegen orofaziale Schmerzen": Von Oktober 2013 bis Oktober 2014 wird über Schmerzformen im Mund-, Kiefer- oder Gesichtsbereich aufgeklärt.

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FLORENZ. Immer für zwölf Monate rückt die Europäische Schmerzförderation EFIC eine spezielle Schmerzform oder ein spezielles Problem in Verbindung mit Schmerzen in den Fokus. Von Oktober 2013 bis Oktober 2014 sind es die orofazialen Schmerzen.

Dabei gehe es nicht nur darum, Schmerzkranke zu unterstützen, und die Öffentlichkeit zu informieren.

Sondern es soll auch bei politischen Entscheidungsträgern Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Herausforderungen chronische Schmerzen für die Gesundheitssysteme sind, und dass hier eine Priorität gesetzt werden muss, wird Dr. Chris Wells, Liverpool, President Elect der EFIC, in einer Mitteilung zum EFIC-Kongress zitiert.

Chronische orofaziale Schmerzen sind weltweit ein großes Gesundheitsproblem. Sieben Prozent der Bevölkerung leiden laut EFIC an einer Form von chronischem Gesichtsschmerz, der länger als drei Monate andauert.

Ein großer Anteil akuter orofazialer Schmerzen ist durch Zahn-Probleme verursacht. Die zweithäufigste Ursache sind Kieferschmerzen (Kiefergelenks-Dysfunktion, TMD) mit einer geschätzten Prävalenz von fünf bis zehn Prozent. Allein in den USA verursachten TMD Kosten von vier Milliarden Dollar im Jahr, so die EFIC.

Ein anderes Beispiel für schwer behandelbaren chronischen Gesichtsschmerz ist das Zungenbrennen, das "burning mouth syndrome" (BMS), von dem etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen sind.

"Früher hielt man dieses Syndrom für ein vorwiegend psychisches Problem, aber neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass hier sehr unterschiedliche Faktoren zusammenwirken, unter anderem Nervenschädigungen, und dass komplexe medikamentöse Therapieansätze helfen können", wird Wells zitiert.

Bei Trigeminusneuralgie können ja schon leichte Berührung, ein Windhauch oder Kauen zu starken einschießenden Schmerzen führen. Die Anfälle dauern Sekunden oder Minuten. Sie können bis zu 70 Mal am Tag auftreten.

"Die Erkrankung tritt etwa bei einem von 300 Menschen auf, meist im höheren Alter", so Wells.

"Sie spricht nur auf bestimmte Schmerzmittel an, etwa die neuropathische Schmerzen lindern können,Carbamazepin oder Pregabalin. Forschungen zeigen, dass dieser Schmerz durch ein Blutgefäß im Gehirn verursacht wird, das auf einen Nerv drückt. Schmerztherapeutische oder neurochirurgische Ansätze wie ein Veröden oder Vereisen des Nervs oder Eingriffe am Gehirn können Erleichterung bringen."

Cluster-Kopfschmerz tritt vorwiegend bei jüngeren Menschen auf, mehrheitlich bei Männern. Betroffene beschreiben den Schmerz wie einen glühenden Schürhaken im Gesicht.

Die Nase läuft, die Augen sind gerötet, die Anfälle treten periodisch gehäuft auf und können bis zu zwei Monate andauern. Wells: "Leider sprechen manche Patienten auf keinerlei Behandlung an."

Im Europäischen Jahr gegen orofaziale Schmerzen soll die Öffentlichkeit über diese verschiedenen Formen von Schmerzen aufgeklärt und über die Behandlungsmöglichkeiten informiert werden. "Wir wollen Betroffene dazu ermutigen, sich angemessene Hilfe zu suchen", so Wells.

"EFIC ist davon überzeugt, dass eine bessere Diagnose, Behandlung und Prävention von Mund- und Gesichtsschmerzen die Lebensqualität Betroffener verbessern und erhebliche sozioökonomische Konsequenzen haben können." (eb)

www.efic.org

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