Migräne legt Frauen oft bei der Arbeit und in der Freizeit lahm

FRANKFURT AM MAIN (bib). "Migräne sind Kopfschmerzen, auch wenn man gar keine hat." Dies Zitat aus Erich Kästners "Pünktchen und Anton" beschreibt treffend das Stigma, das den Betroffenen zum Teil heute noch anhaftet. Obwohl man längst weiß, daß es sich um eine organische Erkrankung handelt.

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Doch Migräne ist keine harmlose Unpäßlichkeit, die als faule Ausrede dient, um sich vor unangenehmen Situationen zu drücken. Das belegt erneut eine aktuelle internationale Umfrage bei 1810 Patientinnen, die im Jahr zuvor mindestens sechs Migräneanfälle hatten.

Die Teilnehmerinnen der Umfrage MELT (Migräne - Effekt auf Leben und Therapie) berichteten etwa über Einschränkungen bei Arbeit und Leistungsfähigkeit. Danach fehlte jede zweite der 200 befragten deutschen Patientinnen wegen Migräne in den vorangegangenen sechs Monaten bei der Arbeit oder im Studium. Das berichtete Professor Gunther Haag aus Königsfeld bei einer Veranstaltung von MSD in Frankfurt am Main.

Die Einschränkungen im Privatleben waren ebenfalls groß. So gaben 43 Prozent an, sich bei Migräne nicht richtig um ihre Familie kümmern zu können, über 66 Prozent waren im Laufe eines halben Jahres an im Schnitt 4,6 Tagen in ihrer Freizeit beschränkt; 62 Prozent mußten auf gesellschaftliche Aktivitäten verzichten.

13 Prozent sahen ihre Beziehung und ebenso viele ihr Sexualleben belastet. Doch hatten deutsche Männer viel Verständnis für ihre Partnerinnen: Nur sechs Prozent hielten die Migräne für eine Ausrede. Bei den Griechen glaubten das 34 Prozent.

Auffällig war auch die Erwartungsangst vor allem der deutschen Patientinnen. 54 Prozent fürchteten sich vor der nächsten Attacke, deutlich mehr als im internationalen Durchschnitt (38 Prozent). Eine Erklärung könnte ihre offensichtlich inadäquate Therapie sein: Nur zehn Prozent erhielten Triptane, obwohl aus epidemiologischen Studien bekannt ist, daß etwa 30 Prozent aller Migränepatienten unter schweren Attacken leiden. "Für diese Attacken braucht man ein Triptan", so Haag.

Bezüglich der Verordnung von Triptanen - das Unternehmen bietet Rizatriptan (Maxalt®) an - fiel in MELT übrigens ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auf. Am besten kamen die Schwedinnen weg: 50 Prozent erhielten Triptane; in Finnland waren es 41 Prozent. Schlußlicht ist Griechenland; dort werden so gut wie keine Triptane verordnet.

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