Triptane stoppen Migräne-Kreislauf im Gehirn

LEIPZIG (mar). Patienten mit mittel-schwerer bis schwerer Migräne sollten bei einer Attacke so früh wie möglich ein Triptan einnehmen. So wird eine effizientere Schmerzlinderung erzielt als bei späterer Applikation, wenn die Symptomatik schon fortgeschritten ist. Untermauert wird das Konzept des frühen Therapiebeginns durch neue Daten, die belegen, daß Triptane direkt in die Schmerzweiterleitung im Gehirn eingreifen.

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In der Pathophysiologie der Migräne ist inzwischen bekannt, daß die Aktivierung von Nociceptoren im Bereich der meningealen Blutgefäße zunächst zu einer Sensibilisierung der peripheren trigeminalen Neuronen führt.

Das löst die Migräne-typischen pulsierenden Kopfschmerzen aus. Im weiteren Verlauf der Migräneattacke führt die Übererregung dieser peripheren Neuronen zu einer Sensibilisierung der nachgeschalteten zentralen Trigeminus-Neuronen.

Die zentrale Sensibilisierung führt zur kutanen Allodynie, also zur Überempfindlichkeit der Haut. Denn die zentralen trigeminalen Neuronen sind auch mit Neuronen der Gesichts- und Kopfhaut verschaltet, erläuterte Privatdozent Arne May von der Neurologischen Universitätsklinik Hamburg beim Deutschen Schmerzkongreß in Leipzig.

Bei einer Allodynie werden Reize, die normalerweise nicht schmerzhaft sind, als schmerzhaft empfunden - bei einer Migräneattacke zum Beispiel die Berührung des periorbitalen Bereichs oder der Kopfhaut beim Kämmen. Etwa 70 Prozent der Migränepatienten entwickeln bei einer Attacke eine Allodynie, berichtete der Neurologe bei einem Symposium des Unternehmens MSD.

Neue Untersuchungen am Tiermodell haben nun ergeben, daß mit einer frühzeitigen Triptan-Therapie - etwa mit Rizatriptan (Maxalt®) - die Sensibilisierung peripherer Neuronen gestoppt und dadurch die Entwicklung der zentralen Übererregbarkeit mit Allodynie verhindert werden kann, so May. Ist es allerdings bereits zu einer solchen Übererregbarkeit zentraler trigeminaler Neuronen gekommen, läßt sich diese mit einem Triptan nicht mehr beeinflussen, die Allodynie bleibt bestehen.

In klinischen Studien ist der Nutzen der frühen Therapie bestätigt worden, sagte Professor Hartmut Göbel aus Kiel. So waren in einer Studie mit 34 Migränepatienten 93 Prozent nach zwei Stunden schmerzfrei, wenn sie ein Triptan eingenommen hatten, bevor sich eine Allodynie entwickelt hatte.

Zudem traten die Kopfschmerzen innerhalb von 24 Stunden nicht erneut auf, so Göbel. Von den Patienten, die zum Zeitpunkt der Tritpan-Einnahme bereits eine Allodynie hatten, waren nur 15 Prozent nach zwei Stunden schmerzfrei. Bei 80 Prozent von ihnen kam es zu Wiederkehrkopfschmerzen (Ann Neurol 55, 2004, 19).

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