Anti-Epileptikum beugt Migräne-Attacken vor

MÜNCHEN (sto). Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe ist bei häufigen (drei Attacken und mehr im Monat) und lang anhaltenden Attacken (Dauer regelmäßig mehr als 72 Stunden) indiziert. Zu den Mitteln der ersten Wahl gehört das Anti-Epileptikum Topiramat. Seit 1. August hat die Substanz nun auch die Zulassung zur Prophylaxe von Migräne bei Erwachsenen und ist verfügbar als Topamax® Migräne.

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In drei Placebo-kontrollierten mit mehr als 1 500 Patienten habe sich Topiramat als sehr wirksam erwiesen. Das berichtete der Neurologe Professor Andreas Straube von der Uniklinik Großhadern in München.

Die Studien liefen jeweils über 26 Wochen. Bei einer Dosis von 100 mg pro Tag habe sich die monatliche Migräne-Häufigkeit bei etwa der Hälfte der Patienten um mindestens 50 Prozent verringert. Bei einem Viertel der Patienten verringerte sich die Zahl der Attacken sogar um 75 Prozent und mehr, berichtete Straube bei einer Veranstaltung des Unternehmens Janssen-Cilag in München.

Etwa sechs Prozent wurden zu mehr als 95 Prozent migränefrei. Die Wirksamkeit trat in der Regel nach etwa vier Wochen ein. Die Einnahme von Akutmedikamenten nahm bei Patienten mit Topiramat deutlich ab.

Häufigste und meist vorübergehend unerwünschte Effekte waren Parästhesien, Müdigkeit und Appetitverlust sowie Übelkeit und Durchfall. Bei sechs Prozent kam es zu zentralnervösen Störungen wie Sprachstörungen, Benommenheit, Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen. Sie führen nach Straubes Angaben oft zum Abbruch der Behandlung. Im Gegensatz zu Kalziumantagonisten und Betablockern bewirke Topiramat aber keine Gewichtszunahme.

In den Studien sei im Vergleich zu Placebo sogar zu einer durchschnittlichen Gewichtsabnahme um knapp drei Prozent gekommen.

Die übliche Dosis zur Prophylaxe liegt bei 50 bis 100 mg pro Tag. Die Therapie sollte in der ersten Woche mit 25 mg pro Tag abends begonnen und die Dosis jede Woche um 25 mg pro Tag gesteigert werden. Das empfahl der niedergelassene Neurologe Dr. Jochen Schumacher aus Kassel. Nach sechs bis acht Monaten sollte ein Auslaßversuch gemacht werden. Dazu wird das Medikament ausgeschlichen. Bei Bedarf könne die Therapie aber auch fortgesetzt werden.

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