Nervenstimulation lindert Cluster-Kopfschmerz

LONDON (skh). Therapie-refraktäre Cluster-Kopfschmerzen lassen sich durch eine elektrische Stimulation am Nervus occipitalis lindern. Dazu wird beidseitig eine Elektrode unter die Haut am Hinterkopf implantiert. Demnächst soll die Behandlung auch in Deutschland möglich werden.

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Schwere Therapie-resistente Clusterkopfschmerzen lassen sich offenbar gut durch elektrische Reize lindern. Deutsche und italienische Ärzte erzielten erste Erfolge durch Tiefenhirnstimulation. Möglicherweise genügt aber schon die Reizung peripherer Nerven: Ein Team um Professor Peter J. Goadsby aus London hat jetzt bei acht Patienten eine Elektrode oder einen Mikrochip außerhalb des Schädels in das Versorgungsgebiet des Nervus occipitalis implantiert. Die Elektrode wurde dann mit einem Stimulator verbunden, der sich wie ein Herzschrittmacher in die Brust- oder Bauchwand implantieren lässt. Über eine Fernbedienung konnten die Patienten sowohl die Stärke als auch die Frequenz der kontinuierlichen Impulse einstellen.

Die Patienten hatten zuvor alle auf Medikamente wie Antiepileptika, Lithium oder Indometacin nicht oder nicht mehr angesprochen. Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 20 Monaten waren die Symptome bei zwei der acht Patienten (25 Prozent) deutlich zurückgegangen, bei drei Patienten (37,5 Prozent) hatten sie sich mäßig und bei einem Patienten (12,5 Prozent) leicht reduziert. Sieben der acht Patienten (87,5 Prozent) gaben an, sie würden das Verfahren anderen Patienten mit Cluster-Kopfschmerz empfehlen (Lancet 369, 2007, 1099).

In Deutschland soll die Methode demnächst an der Universität Freiburg eingeführt werden, sagte Professor Holger Kaube vom Interdisziplinären Schmerzzentrum der Universität Freiburg zur "Ärzte Zeitung". Zwar gingen Zahl und Dauer der Schmerzattacken bei Cluster-Kopfschmerz auch durch die schon länger praktizierte Tiefenhirnstimulation deutlich zurück, sagt Kaube, der lange an der Londoner Klinik tätig war, in der die Okzipitalnerv-Stimulation entwickelt wurde. Der Vorteil der extrakraniellen Stimulation sei jedoch, dass bei Komplikationen etwa durch Blutungen oder Infektionen das Hirngewebe nicht unmittelbar bedroht ist. Die Methode sei deshalb eine vielversprechende Option, derzeit fehle es allerdings noch an Langzeitdaten zum Therapieerfolg.



STICHWORT

Cluster-Kopfschmerz

Weniger als ein Prozent der Bevölkerung haben Cluster-Kopfschmerzen (auch Bing-Horton-Neuralgie). Die heftigen und streng einseitigen Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten und treten vornehmlich aus dem Schlaf heraus auf. Trigger sind etwa Alkohol, Histamin und Nitroglycerin. (skh)

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