Schmerztherapie: bessere Ergebnisse unter CT-Kontrolle

Werden rückenmarksnahe Injektionen zur Therapie bei Rückenschmerzen unter computertomografischer Überwachung gegeben, ist eine genaue Platzierung der Nadel möglich. Das erhöht nicht nur den Therapieerfolg, sondern verringert auch das Risiko, dass dabei das Rückenmark oder die versorgenden Gefäße verletzt werden.

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Bei Rückenschmerzen erhöht eine CT-Überwachung von rückenmarksnahen Injektionen den Erfolg der Behandlung.

Bei Rückenschmerzen erhöht eine CT-Überwachung von rückenmarksnahen Injektionen den Erfolg der Behandlung.

© Allinger / fotolia.com

BERLIN (eb). Rückenschmerzen lassen sich durch die gezielte Injektion von Medikamenten lindern. Die Möglichkeit, den Eingriff mittels Computertomografie zu überwachen, hat zu deutlich besseren Therapieergebnissen geführt.

Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) aus Anlass einer vor Kurzem publizierten Studie hin (Am J Neuroradiology 2010; 31: 1831). Bei zwei Drittel der Patienten kam es nach der Behandlung zu einer Linderung der Schmerzen um mehr als 50 Prozent.

Rückenschmerzen können von vielen Strukturen der Wirbelsäule ausgehen. Häufiger als die Bandscheiben sind die Zwischenwirbelgelenke (Facetten), die Verbindung von Becken und Wirbelsäule oder die Nervenwurzeln betroffen.

In diesen Fällen kann die Injektion eines Betäubungsmittels zusammen mit dem entzündungshemmenden Kortison helfen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Arzt die oft nur wenige Millimeter großen Schmerzauslöser auch trifft. Diese Eingriffe erfolgen deshalb unter Röntgenkontrolle.

"Die Computertomografie (CT) hat dabei unsere Möglichkeiten deutlich verbessert: Die Darstellung ist wesentlich genauer. Wir können die Nadel jetzt punktgenau platzieren, bevor wir das Medikament injizieren", sagt Professor Olav Jansen, DGNR-Präsident und Direktor des Instituts für Neuroradiologie am Uniklinikum Schleswig-Holstein in Kiel.

"Die CT-Überwachung verbessert nicht nur die Erfolgsrate, sondern erhöht auch die Sicherheit. Das Risiko, bei dem Eingriff das Rückenmark oder Rückenmark-versorgende Gefäße zu schädigen, ist äußerst gering", berichtet Privatdozent Ansgar Berlis, Chefarzt der Neuroradiologie am Klinikum Augsburg und Mitautor der im "American Journal of Neuroradiology" veröffentlichten Studie.

Bei dem Eingriff führen die Ärzte nach einer ersten CT-Aufnahme die Nadel in Richtung der Nervenwurzel vor. Dann machen sie eine Kontrollaufnahme, auf der die genaue Position der Nadel zu erkennen ist. So kann - falls nötig - nachjustiert werden. Die Injektion erfolgt erst, wenn die Spitze der Nadel ihre Zielposition erreicht hat.

Wichtig ist, dass diese minimalinvasive Schmerztherapie durch eine medikamentöse und physikalische Behandlung, etwa eine Sport- und Bewegungstherapie, ergänzt wird.

"Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die minimal-invasive Schmerztherapie sicher ist und einen guten Effekt erzielt. Eine individuell abgestimmte Begleitbehandlung unterstützt diesen maßgeblich und ist für den Gesamterfolg der Therapie unerlässlich", sagt Berlis.

Eine erneute minimal-invasive Therapie ist selbstverständlich möglich, da die Schmerzen zurückkehren können. Der Experte warnt aber davor, diese auf Dauer regelmäßig anzuwenden. Denn auch bei einem minimal-invasiven Eingriff können Nebenwirkungen, etwa Infektionen, auftreten.

"Unser Ziel ist es, die Patienten dauerhaft von ihren Schmerzen zu befreien", betont Jansen. Dies gelinge nur durch eine richtige Patientenauswahl und eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Spezialisten.

Grundlegend für den Erfolg der Therapie sei vor allem eine eindeutige Zuordnung der Schmerzen. Um dies zu gewährleisten, sollten die Patienten in speziellen Schmerzzentren untersucht werden.

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