Spezialprothese für die Schulter

Bei Schulterarthrosen mit ausgeprägtem Rotatorenmanschettendefekt ist der Einsatz einer inversen Endoprothese indiziert.

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Hochgradige Arthrose des rechten Schultergelenkes bei defekter Rotatorenmanschette.

REGENSBURG (eb). Die hochgradige Beweglichkeit der Schulter wird durch das komplexe Zusammenspiel von Knochen und Weichteilen (Kapsel, Muskeln, Sehnen) ermöglicht. Verschleißerkrankungen der Schulter (Omarthrosen) sind zwar seltener als an den Hauptgelenken der unteren Extremitäten (Hüfte und Knie), betreffen dann aber nicht nur die knöchernen Gelenkpartner, sondern gehen häufig auch mit Defekten der Rotatorenmanschette einher.

Letztere ist maßgeblich für die aktive Schulterbeweglichkeit verantwortlich, kann aber mitunter bei ausgeprägten Zerstörungen nicht mehr rekonstruiert werden. Ein Röntgenbild oder eine Kernspintomografie der Schulter erlauben dabei eine gute Einschätzung von Art und Ausmaß der geschädigten Strukturen.

Konservative Therapiemöglichkeiten umfassen intensive physiotherapeutische Übungen zum Beweglichkeitserhalt und zur Kräftigung der verbliebenen Muskelgruppen an der Schulter, begleitet von Bewegungsbädern, Wärme- oder Kälteanwendungen und Elektrotherapie. Die kontinuierliche Einnahme eines Schmerzmittels oder eines NSAR ist sinnvoll. Zusätzlich kann eine Kortison-Injektion in die Bursa unter dem Schulterdach oder in den Gelenkraum selbst eine deutliche Schmerzreduktion erzielen.

Röntgendarstellung nach Implantation einer inversen Schulterendoprothese. Fotos (2): Orthopädische Klinik, Uni Regensburg

Reicht diese Therapie nicht aus, ist die Versorgung mit einem künstlichen Schultergelenk angezeigt. Da eine Standard-Schulterendoprothese das Problem einer fehlenden Rotatorenmanschette biomechanisch nicht befriedigend lösen kann, muss in derartigen, desolaten Fällen eine inverse Schulterendoprothese implantiert werden. Hierbei sind der konvexe und konkave Gelenkpartner quasi vertauscht. Es resultiert daraus eine verbesserte Vorspannung und Hebelwirkung für den verbleibenden Schulterkappenmuskel (Delta-Muskel), sodass funktionelle Defizite der fehlenden Rotatorenmanschette teilweise ausgeglichen werden können.

Das Nachbehandlungskonzept umfasst außer einer fünfwöchigen Ruhigstellung in einem Schlingenverband eine Physiotherapie von drei bis vier Monaten mit zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche. Eine Anschlussheilbehandlung kann stationär oder ganztägig ambulant erfolgen. Ein programmiertes Training in Eigenregie, welches nach Anleitung vom Patienten täglich eigenständig umgesetzt werden kann, ergänzt die Nachbehandlung. Eine inverse Schulterprothese vereint für diese speziellen Fälle mit ausgeprägter Gelenk- und Muskelzerstörung an der Schulter die gute Schmerzreduktion mit einem Funktionszugewinn.

Nachdruck aus dem Jahresbericht 2008 der Orthopädischen Klinik der Universität Regensburg

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