Analyse von MOST und OAI

Kniearthrose: Aktivität beeinflusst die Entwicklung nicht

Wer körperlich besonders aktiv ist, hat offenbar kein anderes Arthroserisiko als ein Stubenhocker. Zu diesem Ergebnis kam eine amerikanische Studie, die sich damit von einigen früheren Untersuchungen abhebt.

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Der Einfluss körperlicher Aktivität auf die Entwicklung einer Kniegelenksarthrose ist seit langem umstritten.

Der Einfluss körperlicher Aktivität auf die Entwicklung einer Kniegelenksarthrose ist seit langem umstritten.

© Arteria Photography

BOSTON. Aus zwei Kohortenstudien, der Multicenter Osteoarthritis (MOST) und der Osteoarthritis Initiative (OAI) wurden Daten von insgesamt 2.073 Probanden mit hohem Arthroserisiko (2360 Knie) analysiert (Osteoarthr Cartilage 2013; 21 (6): 789-795).

Die Teilnehmer waren durchschnittlich 61 Jahre alt. Probanden mit Knieverletzungen wurden ausgeschlossen.

Nach einer Beobachtungszeit von 30 bzw. 48 Monaten wurde überprüft, ob eine symptomatische tibiofemorale Arthrose aufgetreten war (Nachweis röntgenologisch sowie Knieschmerz) oder ob sich der tibiofemorale Gelenkspalt weiter verengt hatte.

Eine Achsenfehlstellung wurde durch den Röntgenbefund definiert (Varus oder Valgus = 2° Abweichung). Die Bewegungsfreudigkeit der Patienten wurde mithilfe des PASE (Physical Activity Score for the Elderly) evaluiert und die Probanden in vier Gruppen mit unterschiedlichem Aktivitätslevel aufgeteilt (Probanden im obersten Quartil waren am aktivsten).

Kein signifikanter Effekt erkennbar

Der Vergleich des obersten Quartils mit den übrigen Gruppen ergab einen geringen protektiven Effekt für die Aktiveren (Odds Ratio, OR 0,6 im obersten Quartil vs. den unteren drei Quartilen).

1,12 Prozent der Aktiven entwickelten im Beobachtungszeitraum eine symptomatische tibiofemorale Arthrose gegenüber 1,8 Prozent in den drei unteren Vierteln.

Eine Verengung des Gelenkspalts wurde bei 3,41 Prozent im oberen Quartil und bei 4,04 Prozent der Knie in den unteren drei Quartilen festgestellt, woraus sich eine adjustierte OR von 0,9 ergab. Die Unterschiede waren nicht signifikant.

Zudem wurde der Einfluss von Gelenkinkongruenzen verglichen. Bei Personen mit Achsenfehlstellungen beeinflusste der Grad der Aktivität weder die Entwicklung einer Arthrose noch die Weite des Gelenkspalts.

Ein möglicherweise protektiver Effekt der Bewegung zeigte sich, wenn keine Fehlstellung vorlag. Bei diesen Probanden traten kumulative Inzidenzraten für die symptomatische Kniearthrose von 0,55 Prozent (oberstes Quartil) vs. 1,64 Prozent (Quartil 1, 2, 3) auf.

Wegen der geringen Probandenzahl wurde allerdings auch hier kein Signifikanzniveau erreicht. Auch auf die Verengung des Gelenkspalts hatte das Bewegungsniveau bei Normalstellung keinen Einfluss.

Widersprüchliche Studienergebnisse

Die Ergebnisse der Studie reihen sich in eine Serie von Untersuchungen mit sehr unterschiedlichen Resultaten ein, die vom Schutz vor einer Kniearthrose durch verstärkte körperliche Aktivität über keinerlei Wirkung bis hin zur Erhöhung des Arthroserisikos durch Sport reichen.

Möglicherweise, so die Autoren, spielen bei den gegensätzlichen Daten besondere Sportarten sowie unterschiedliche Studiendesigns eine Rolle. Für die Bewertung der Ergebnisse aus MOST und OAI ist es sicher nicht unwichtig, zu berücksichtigen, dass die Definition von Aktivität über PASE meist keine Sportaktivitäten beinhaltet.

Vielmehr werden bereits Personen als hoch aktiv eingestuft, die gelegentlich ein- bis zweistündige Spaziergänge machen, in Berufen tätig sind, die neben Sitzen auch Stehen und Gehen beinhalten, und die in den vergangenen sieben Tagen Garten- und Hausarbeit verrichtet haben.

Möglicherweise würden jüngere Probanden, die aktiv Sport treiben und über längere Zeit beobachtet werden, deutlich andere Ergebnisse erzielen. (St)

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