Die meisten Kinder mit Skoliose können Sport treiben

HEIDELBERG (ner). Kinder und Jugendliche mit Skoliose sollten nicht prinzipiell vom Schulsport ausgeschlossen werden. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, daß Sport die Wirbelsäulenverkrümmung verstärken könnte.

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Darauf haben erneut der Kinderorthopäde Professor Claus Carstens und der Sportorthopäde Dr. Holger Schmitt von der Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg aufmerksam gemacht. Auch ein prinzipielles Verbot einzelner Sportarten sei bei den meisten Skoliose-Patienten nicht zu rechtfertigen, berichten sie in der "Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin" (6, 2004, 163).

Stoßbelastungen sollten vermieden werden

Allerdings sollen einzelne Sportarten zu erhöhten Stoßbelastungen der Wirbelsäule führen, etwa manche Kontaktsportarten, Turnen oder Tanzen. Dabei handele es sich jedoch lediglich um Seitausbiegungen von weniger als 20 Grad, die keine Progressionstendenz aufwiesen, so die Orthopäden. Dennoch sollten vor allem bei Krümmungsgraden von mehr als 21 Grad Stoßbelastungen vorsichtshalber vermieden werden.

Dr. El Obeidi vom Verein Skoliose aktiv e.V. in Stuttgart zitiert auf der Homepage der Organisation eine Studie der Uniklinik Münster. Von 150 Kindern und Jugendlichen mit idiopathischen Skoliosen von zehn bis 50 Grad nach Cobb waren 50 vom Schulsport generell befreit worden, die anderen nicht.

In beiden Gruppen wurde bei etwa drei Viertel der Patienten keine weitere Krümmungszunahme registriert. Und das, obwohl wirbelsäulenstauchende Sportarten nicht ausgeschlossen waren. Die Orthopäden erneuern daher ihre Empfehlungen auf der Grundlage des Arbeitskreises Skoliose der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (DGOT) aus dem Jahr 1991.

Bei Krümmung bis 40 Grad ist jeder Sport möglich

Nach den Empfehlungen kann bei Krümmungsgraden von zehn bis 40 Grad grundsätzlich jede Sportart ausgeübt werden. Die Orthese sollte während des Sports abgelegt werden. Bei Krümmungen von mehr als 41 Grad muß Rücksicht auf eventuelle kardiopulmonale Beeinträchtigungen oder andere Risikofaktoren genommen werden.

Für operierte Patienten könne keine generelle Empfehlung gegeben werden, so Carstens und Schmitt. Je nach Länge der Spondylodese-Strecke und dem Zustand der angrenzenden Segmente, welche biomechanisch besonders belastet werden, sollte der Operateur ein Jahr postoperativ eine individuelle Bewertung der Sporttauglichkeit abgeben.

Infos: www.skoliose-aktiv.org, www.bundesverband-skoliose.de, www.scoliosis-world.com



STICHWORT

Skoliose

Bei zwei bis drei Prozent der Bevölkerung treten Skoliosen auf. Besonders Mädchen sind betroffen. Die Ursache ist meist unklar. Die Art der Therapie richtet sich nach dem Alter der Patientin, dem Krümmungsgrad und der Progressionswahrscheinlichkeit.

Bei Skoliosen zwischen zehn und 20 Grad nach Cobb wird meist Krankengymnastik verordnet, obwohl dafür kein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis existiert. Bei 20 bis 40 Grad thorakal oder 20 bis 50 Grad lumbal ist die Korsettversorgung indiziert. Sie dient in erster Linie dazu, die Progression der Fehlstellung aufzuhalten. Operative Eingriffe werden bei Skoliosen ab 50 Grad thorakal oder 40 Grad lumbal empfohlen, wenn eine weitere Progredienz zu erwarten ist. (ner)

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