Patellaschmerz hat seine Ursache oft im Gelenk

GARMISCH-PARTENKIRCHEN (ner). Nichttraumatische Patellaschmerzen haben schon manchen Diagnostiker zur Verzweiflung gebracht: Was tut da eigentlich weh? Eine dysplastisch veränderte Kniescheibe, wie früher angenommen, ist oft nicht die Ursache. Kniespezialisten schauen sich heute auch den femoralen Gelenkanteil sowie die umgebenden Weichteile genau an.

Veröffentlicht:

Beim patellofemoralem Schmerzsyndrom unterscheide man zwei große Gruppen, sagte der Sportorthopäde Professor Andreas B. Imhoff vom Klinikum rechts der Isar in München:

  • Dysplasien an den Femurkondylen und der Patella (Malalignment-Syndrom),
  • gestörter Patella-Lauf im femoralen Gleitlager durch Weichteilveränderungen oder -abnormitäten (Maltracking-Syndrom).

Hinzu kommen Fehler der Beinachse wie X- und O-Beine oder das Genu recurvatum sowie Rotationsfehlstellungen des Ober- oder Unterschenkels oder Gangabnormalitäten, so Imhoff beim Wintersportmedizin-Kongreß in Garmisch-Partenkirchen.

Entsprechend der vielen Ursachen des Syndroms haben sich die therapeutischen Optionen erweitert. Die Retinakulumspaltung (lateral release), also die Spaltung von Sehnenfasern, sei früher viel zu oft und großzügig gemacht worden. Das habe teilweise zu Subluxationen der Patella nach medial geführt, sagte Imhoff.

Da nicht immer eine Dysplasie der Kniescheibe Ursache einer Patellaluxation ist, sondern auch die des femoralen Gleitlagers, hat sich inzwischen die Trochleaplastik durchgesetzt. Dabei wird das Gleitlager vertieft, indem vorsichtig der Knorpel des femoralen Gelenkanteils abgelöst, der darunter liegende Knochen teilweise entfernt und der Knorpel wieder fixiert wird. Dies funktioniere jedoch nur bei unter 30jährigen Patienten, so Imhoff, da bei Älteren die Gefahr von Knorpelbruch bestehe.

Bei weiteren Operationsverfahren werden zum Beispiel den Ansatz der Patellasehne verändert, isolierte Knorpeldefekte repariert oder Patellateilprothesen implantiert. Liegen degenerative Veränderungen vor, nutzt man zunächst alle konservativen Therapiemöglichkeiten. Dazu gehören die Muskelkräftigung, besonders des M. vastus medialis, die Dehnung verkürzter Strukturen sowie physikalische Therapien.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen