Silikonbusen weiterhin beliebt

Trotz des Skandals um schadhafte Silikonkissen der Firma PIP ist die Nachfrage nach Brustimplantaten ungebrochen. Weder Ärzte noch Hersteller klagen über Einbußen.

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Für einen prallen Busen sind viele Frauen bereits, sich unters Messer zu legen.

Für einen prallen Busen sind viele Frauen bereits, sich unters Messer zu legen.

© Peter Widmann / imago

DIEBURG (dpa). Die Nachfrage nach Brustimplantaten ist keineswegs gesunken. Das geht aus einer Mitgliederbefragung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgie (DGPRÄC) hervor.

Der Skandal um schadhafte Brustimplantate der Firma Poly Implant Prothèse (PIP) habe "erstaunlich" wenig Folgen gehabt, sagt DGPRÄC-Sprecherin Kerstin van Ark.

Einziger Unterschied zur Vor-PIP-Zeit: Es werde vermehrt nach Eigenfett-Implantaten gefragt. Aber die spielen als Alternative keine Rolle.

80 Prozent der Implantate gehen ins Ausland

Wilfried Hüser, Inhaber des deutschen Silikonimplantatherstellers Polytech Health & Aesthetics, berichtet: Weder habe es einen Einbruch gegeben, weil weniger Frauen sich die Brüste operieren lassen wollten, noch einen Nachfrageschub, weil Billigkissen getauscht werden sollten.

Doch Hüsers Dieburger Firma wächst: Verließen 2011 noch 60.000 Implantate das Werk, sollen es dieses Jahr 80.000 sein. Die Mitarbeiterzahl soll von 100 auf 120 steigen, der Umsatz von 10,5 (2011) auf 12,5 Millionen Euro.

Die Wachstumsursache liegt aber im Ausland: 80 Prozent der Implantate werden exportiert. Der größte Markt ist Südamerika, sagt Hüser, besonders stark wächst Asien.

Auch auf politischer Ebene hat der PIP-Skandal bisher noch wenige Konsequenzen. Nachdem die kriminellen Machenschaften der französischen Firma bekannt geworden waren, begann eine Diskussion über das Medizinproduktegesetz - unter das Brustimplantate ebenso fallen wie Hüftprothesen oder Herzschrittmacher.

EU plant neue Richtline für Medizinprodukte

"Die jüngsten Skandale haben deutlich gezeigt, dass die gesetzlichen Vorgaben bei Medizinprodukten nicht ausreichen, um Patienten wirksam zu schützen", findet der AOK-Bundesverband. Für Medizinprodukte müssten die gleichen Qualitätssicherungsmaßnahmen gelten wie bei Arzneimitteln.

Die EU-Kommission hat angekündigt, 2012 eine Reform der Richtlinie über Medizinprodukte auf den Weg zu bringen. Die Experten in Brüssel denken unter anderem über ein zentrales Meldewesen für Zwischenfälle nach.

In Deutschland ist bisher nur eine neue Verwaltungsvorschrift geplant: Prüfunternehmen wie der TÜV sollen ab 2013 zu unangekündigten Kontrollen bei den Herstellern vorbeischauen dürfen.

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