Computersoftware

Gendefekte werden am Gesicht erkannt

Genetische Krankheiten an einem digitalen Passbild erkennen? Eine neue Software britischer Forscher macht das möglich.

Veröffentlicht:

OXFORD. Speziell ausgebildete Ärzte erkennen seltene genetische Krankheiten an charakteristischen Ausprägungen der Krankheit im Gesicht Betroffener, erinnert "laborwelt.de". Eine solche Diagnose sei allerdings nur bei 30 bis 40 Prozent der Fälle möglich. Eine neue Computersoftware könnte hier Unterstützung bieten.

Wie ihre Entwickler von der Universität Oxford im Fachjournal eLIFE (eLife 2014; 3: e02020) berichten, kann sie lernen, Gesichter auf digitalen Fotos zu analysieren. Bestimmte Merkmale kann sie dann mit hoher Trefferquote genetischen Krankheiten zuordnen.

Um das System zu trainieren, fütterten die Wissenschaftler um Christoffer Nellaker das Programm mit öffentlich verfügbaren Porträts von Menschen mit acht verschiedenen genetischen Störungen. "Die Software analysiert automatisch das Bild und legt Schlüsselmerkmale an bestimmten Punkten des Gesichts fest", wird Nellaker in der Veröffentlichung auf "laborwelt.de" zitiert.

Daraufhin liefert die Anwendung eine Beschreibung der zur Unterscheidung der Krankheit wichtigen Merkmale. Anschließend werden die Informationen mit Fotos von Patienten mit diagnostizierten Krankheiten abgeglichen. Das Ergebnis des Software-Trainings war verblüffend: In 93 Prozent der Fälle lieferte der Computer eine richtige Prognose.

Inzwischen soll das Programm 90 Krankheiten unterscheiden, so "laborwelt.de". 2500 Fotos seien nötig gewesen, um der Anwendung dieses Unterscheidungsvermögen beizubringen.

Sogar neue Krankheiten könnten identifiziert werden, wenn der Computer Muster erkennt, die medizinisch noch nicht beschrieben sind. Eine denkbare Erweiterung: die Analyse von 3D-Fotos. "Noch ist die Entwicklung nicht genau genug um eine felsenfeste Diagnose zu liefern", so Nellaker.

Sollte es jedoch so weit sein, wollen die Forscher ihre Erfindung weltweit einsetzen, etwa um genetische Störungen bei Neugeborenen zu diagnostizieren. (eb)

Mehr zum Thema

Analyse der Rottderdam-Studie

Mit dem altersbedingten Muskelschwund steigt wohl das Sterberisiko

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle