Südafrika

Mann zeugt nach Penis-Transplantation Kind

Bis zu 250 Männern muss allein in Südafrika jährlich der Penis amputiert werden, schätzen Experten. Einer von ihnen bekam vor einigen Monaten den Penis eines Spenders transplantiert - offenbar äußerst erfolgreich.

Veröffentlicht:

JOHANNESBURG. Ein Südafrikaner soll nach einer der weltweit ersten Penis-Transplantationen ein Kind gezeugt haben. Die Freundin des inzwischen 22-jährigen Patienten sei im vierten Monat schwanger, sagte der Chef der Urologie der Universität Stellenbosch, André van der Merwe, am Freitag.

Die Schwangerschaft zeige den langfristigen Erfolg des Eingriffs vom Dezember vergangenen Jahres, erklärte van der Merwe der Deutschen Presse-Agentur. Der Patient berichtete ihm demnach diese Woche von der Schwangerschaft, er hat die Partnerin aber nicht selbst gesehen oder untersucht.

"Das Geschlecht des Babys wissen sie nicht. Aber es ist gesund, alles ist normal." Der Penis des jungen Mannes war vor drei Jahren nach einer missglückten traditionellen Beschneidung amputiert worden. Die Hoden des Mannes waren intakt geblieben.

Amputation nach rituellem Eingriff

Bei den rituellen Eingriffen, die auf dem Land oft ohne Ärzte durchgeführt werden, wird die Vorhaut beschnitten und der Penis dann mit sehr eng sitzenden Bandagen abgebunden. Dadurch kann die Blutzufuhr unterbrochen werden.

"Manche verlieren daher den ganzen Penis", sagte van der Merwe. Experten gehen davon aus, dass es allein in Südafrika jährlich bis zu 250 Penis-Amputationen aus diesem Grund gibt.

Im Dezember war dem jungen Mann in einer neunstündigen Operation der Penis eines Spenders transplantiert worden, im März wurde der Eingriff öffentlich bekannt gegeben.

Van der Merwe zufolge handelt es sich um die erste langfristig erfolgreiche Penis-Transplantation. Das Ziel sei es gewesen, dem Patienten das normale Urinieren und Geschlechtsverkehr wieder zu ermöglichen, sagte der Urologe.

Eine Penis-Transplantation sei besonders hinsichtlich Durchblutung und Nervenversorgung ein äußerst komplexer Eingriff, erklärte Tobias Hirsch von der Universitätsklinik für Plastische Chirurgie Bergmannsheil in Bochum.

"Die Gefäße, die dabei genäht werden müssen, sind sehr klein und fein und die Fäden sind deutlich dünner als ein Haar."

Im Grunde sei die Vorgehensweise mit der einer Transplantation von Hand oder Gesicht vergleichbar. "Sie müssen die Strukturen präparieren und dann mikro-chirurgisch wieder vereinen, so dass sie wieder funktionsfähig sind."

Hirsch wies auf ethische und psychologische Faktoren bei solchen Transplantationen hin: "Es handelt sich im Gegensatz zu einer Herztransplantation beispielsweise nicht um eine lebensrettende Transplantation. Bei der gibt es keine Alternative, denn sonst würde der Patient versterben."

Wichtig sei eine enge psychologische Begleitung und ein stabiles Umfeld des Patienten.

Lebenslängliche Immunsuppression

Aus medizinischer Sicht stelle sich bei einer solchen Operation immer die Frage nach der Rechtfertigung, so Hirsch. "Es besteht immer die Möglichkeit einer Abstoßungsreaktion."

Die Patienten müssten ein Leben lang Immunsuppressiva nehmen, die das Risiko einer Krebserkrankung erhöhten. Wann eine Penis-Transplantation sinnvoll sei, hänge auch vom Alter des Patienten ab. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gefährdete Gewerke

Arbeit auf dem Bau ist ein Risiko fürs Karpaltunnelsyndrom

Das könnte Sie auch interessieren
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Reduktion von HWI-Rezidiven nach initialer Verordnung des Phytotherapeutikums im Vergleich zur initialen Verordnung eines Antibiotikums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Real-World-Daten zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen

Pflanzliches Arzneimittel: weniger Rezidive als unter Antibiotikum

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen
Abb. 1: Typische Laborbefunde bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1, 7, 8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie

Unklare Hämaturie – auch an PNH denken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Große Fall-Kontroll-Studie

Demenz: Offenbar erhöhte Mortalität mit Benzodiazepintherapie

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Makro-Nahaufnahme eines Auges mit okulärer Rosazea.

© Audrius Merfeldas / stock.adobe.com

Schwere Komplikationen möglich

Augen-Rosazea: Erst sind’s die Lider, später auch die Hornhaut