Bei Osteoporose ist Aufklärung angesagt

Viele Frauen mit Osteoporose nehmen ihre Medikation nicht konsequent. Das belegt die europaweite Befragung "Stop the Stoop". Nach wie vor unterschätzen Frauen offenbar die Risiken einer Osteoporose. Den Rundrücken halten viele eher für ein ästhetisches Problem.

Von Wiebke Kathmann Veröffentlicht:
Osteoporose geht mit vielen Risiken einher. Wer gebeugt geht, verliert den Überblick und kann leicht stürzen.

Osteoporose geht mit vielen Risiken einher. Wer gebeugt geht, verliert den Überblick und kann leicht stürzen.

© Foto: imago/Steinach

Mit Osteoporose-Patientinnen, die ihre Erkrankung nicht ernst nehmen, seien ausführliche Gespräche notwendig, fordert Professor Dieter Felsenberg aus Berlin.

Der Kollege hält es angesichts der aktuellen Untersuchungsergebnisse für dringend geboten, Frauen besser über die Ursachen des osteoporosebedingten Rundrückens und die Konsequenzen zu informieren. Denn bei früher, adäquater Therapie lassen sich bekanntlich viele Wirbelkörperfrakturen vermeiden. Erstes Zeichen, dass sich etwas in der Wirbelsäule verändert hat, sei ein Größenverlust von mehr als 1 cm pro Jahr. So etwas müsse hellhörig machen.

Denn die Gefahr von Wirbelfrakturen sei dann bereits um das Dreifache erhöht. Felsenberg machte beim Rheuma-Kongress EULAR in Paris noch auf ein anderes Problem aufmerksam: Je stärker die Hyperkyphose, desto mehr verlören die Patienten den Horizont aus den Augen, was die Sturz- und damit die Frakturgefahr erhöhe.

In der 2008 in Frankreich, Deutschland, Spanien, Irland, Italien und Großbritannien erfolgten Umfrage gaben zwar 64 Prozent der 622 Frauen in der Postmenopause mit diagnostizierter Osteoporose an, sich vor einer Größenabnahme zu fürchten. Gleichzeitig glaubten 70 Prozent, dass dies ein normaler Alterungsvorgang sei. 21 Prozent war nicht klar, dass sich ihr Frakturrisiko erhöhen würde, wenn sie die Medikamente nicht einnehmen.

Und: 22 Prozent der Frauen war nicht bewusst, dass sich dieses Risiko ebenfalls erhöht, wenn sie häufiger stürzen. Auch die Auswirkungen auf den Alltag wurden eher unterschätzt. Dies zeige, so Felsenberg, wie wichtig es sei, sich viel Zeit für Gespräche zu nehmen. Denn wenn den Patientinnen die Folgeerscheinungen einer Osteoporose nicht genügend bewusst seien, stünde es schlecht um die Therapietreue.

Die Frauen gaben bei der Befragung auch zu, dass sie ihren Arzt nicht über ein Absetzen der Therapie informieren würden. Aus Studien weiß man aber, dass nach ein bis zwei Jahren drei Viertel der Frauen die Therapie abgesetzt haben. Nachfragen sei daher eine wichtige Aufgabe des Arztes, so Felsenberg. Wichtig sei es auch, die Patientinnen in die Wahl der Therapieoption einzubeziehen.

Dass bei Frauen mit Osteoporose in der Postmenopause eine Therapie mit Vitamin D und Kalzium nicht ausreicht, belegte Felsenberg an einem Fallbeispiel: Bei einer Patientin trat innerhalb eines Jahres die erste Wirbelkörperfraktur auf, nach zwei Jahren waren es schon fünf, nach vier Jahren acht. Der Größenverlust betrug mehr als 10 cm. Dennoch bekomme derzeit nur knapp ein Fünftel aller Frauen nach einer osteoporotischen Fraktur eine Therapie.

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