Bei NSAR ist das kardiovaskuläre Risiko so hoch wie bei Coxib-Therapie

NOTTINGHAM/MONTREAL (Rö). Nicht nur bei Coxiben, auch bei klassischen NSAR ist das kardiovaskuläre Risiko erhöht und zwar ähnlich stark. Dies hat eine Fallkontroll-Studie erneut belegt.

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In die Fallkontroll-Studie zum Herzinfarkt sind die Daten von 9218 Patienten und die von 86 349 Kontrollpersonen ohne Herzinfarkt eingegangen, berichtet Professor Julia Hippisley-Cox von der Universität Nottingham in Großbritannien (BMJ 330, 2005, 1366).

Daraus wurden die Herzinfarktraten errechnet: von Patienten, die ein NSAR oder Rofecoxib oder Celecoxib eingenommen hatten, und von Menschen ohne einen solchen Wirkstoff. Bei diesen lagen die Herzinfarktraten je nach Alter zwischen 1,7 und 4,6 pro 1000 Personen und pro Jahr.

Bei den Patienten, die ein Antirheumatikum genommen hatten, waren die Herzinfarktraten etwas höher: für Rofecoxib um den Faktor 1,3, für Diclofenac um den Faktor 1,55, für Ibuprofen um den Faktor 1,24, für Naproxen um den Faktor 1,27 sowie für andere NSAR um den Faktor 1,2. Alle Unterschiede zu den Daten der Kontrollpersonen waren signifikant. Bei Celecoxib gab es ebenfalls eine leichte, nicht signifikante Erhöhung.

In einer weiteren retrospektiven Kohorten-Studie (BMJ 330, 2005, 1370). wurde die Prognose von Herzinsuffizienz-Patienten analysiert, die NSAR, Rofecoxib oder Celecoxib genommen hatten. Die Analyse der Daten von 2256 über 66jährigen Patienten stammt von Professor Louise Pilote von der McGill Universität in Montreal in Kanada. Kriterium war, ob wieder eine Herzinsuffizienz aufgetreten oder ein Patient gestorben war. Analysiert wurde dies kombiniert und einzeln.

Die kombinierten Ereignisraten pro 100 Personenjahre betrugen bei Celecoxib 42, bei Rofecoxib 52 und bei NSAR 53. Die Sterberate pro 100 Personen pro Jahr lag bei Celecoxib bei 19, bei Rofecoxib bei 26 und bei NSAR bei 29. Eine Herzinsuffizienz bekamen pro 100 Personen und Jahr: 28 bei Celecoxib, 32 bei Rofecoxib und 34 bei NSAR. Damit schneidet Celecoxib besser als Rofecoxib und besser als NSAR ab.

Lesen Sie dazu auch den Gastkommentar: Nutzen und Probleme der NSAR müssen wieder ins rechte Licht!



STICHWORT

Number-needed- to treat

Mit der Zahl "number-needed-to-treat" berechnet man, wieviele Patienten eine Therapie bekommen müssen, um eine Komplikation zu verhindern. Bei den Entzündungshemmern kann man etwa ausrechnen, daß man, wenn man zehn bis zwölf Patienten mit rheumatoider Arthritis und hohem Risiko für Komplikationen im Gastrointestinal (GI)-Trakt mit Rofecoxib anstelle von Naproxen behandelt, eine Blutung im oberen GI-Trakt verhindern kann. Das errechnete Dr. Loren Laine aus Los Angeles (Gastroenterology 123, 2002, 1006).



STICHWORT

Number-needed- to harm

Die "number-needed-to-harm" wird für unerwünschte Effekte einer Therapie errechnet. Die Zahl gibt an, bei wievielen Patienten eine Komplikation vorkommt, im Fall der Coxibe und NSAR, ein Herzinfarkt. Errechnet hat die "number-needed-to-harm" Dr. Julia Hippisley-Cox von der Universität Nottingham in einer Fall-Kontroll-Studie. Danach muß bei über 65 jährigen mit einem zusätzlichen Infarkt gerechnet werden, wenn 521 von ihnen mit Diclofenac behandelt wurden, wenn 1005 Ibupropfen einnehmen, und 695 Rofecoxib.

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