Rheuma-Remission

Früher Therapiestart wichtigster Faktor

Bei Rheumatoider Arthritis ist eine frühe krankheitsmodifizierende Basistherapie auch unter Alltagsbedingungen die wichtigste Voraussetzung für eine Remission. Das bestätigt eine italienische Studie.

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Schmerzende Gelenke: Ein früher Therapiestart hilft.

Schmerzende Gelenke: Ein früher Therapiestart hilft.

© W. Bolten, Merckle Rheumatologie visuell, 4. Auflage

ROM (BS). Dass sich bei Rheumatoider Arthritis (RA) die besten Behandlungsergebnisse mit einer frühen Therapie binnen drei Monaten nach Symptombeginn erreichen lassen, ist mehrfach in klinischen Studien demonstriert worden.

Eine vom italienischen Gesundheitsministerium unterstützte Beobachtungsstudie belegt nun, dass dieses "window of opportunity" auch bei nicht ausgewählten Patienten im normalen Medizinbetrieb eminent wichtig ist (Ann Rheum Dis 2012; online 13. Juli).

An der Studie beteiligten drei Rheumakliniken. Dort stellten sich im Studienzeitraum 1795 Patienten wegen eines RA-Verdachts vor, bei 711 Patienten wurde er bestätigt.

Die RA-Patienten (mittleres Alter 55 Jahre, 74 Prozent Frauen) hatten zum Zeitpunkt der Diagnose im Schnitt schon seit 6,4 Monaten Beschwerden. Nur bei jedem fünften Patienten lag der Symptombeginn weniger als zwölf Wochen zurück (very early RA, VERA).

69 Prozent der Patienten hatten bereits eine mittlere bis hohe Krankheitsaktivität (Disease Activity Score 28, DAS28 über 3,2). Bei 30 Prozent der Studienteilnehmer waren sogar schon Gelenkerosionen in Händen oder Füßen nachweisbar.

Nach zwölf Monaten waren 34 Prozent der Patienten gemäß DAS 28 in Remission (DAS28 unter 2,6). Die Remissionskriterien des American College of Rheumatology (ACR)* erfüllten 15 Prozent der Patienten.

Dabei gab es nur zwei Faktoren, anhand deren sich eine Remission voraussagen ließ: eine RA-Diagnose innerhalb von zwölf Wochen und ein ebenso frühzeitiger Beginn der krankheitsmodifizierenden Therapie.

Nicht mit dem Therapieerfolg korreliert waren dagegen Krankheitsaktivität, Gelenkerosionen und der Nachweis von Autoantikörpern. Darüber hinaus hatten die VERA-Patienten zum Erreichen der Remission nur zu 10 Prozent TNF-alfa-Hemmer benötigt, bei den Spätstartern waren es 32 Prozent.

Das wichtigste Ergebnis der Studie ist den Autoren zufolge, "dass wir inzwischen bei einem wirklich hohen Anteil der Patienten eine Remission erzielen können".

Damit noch mehr Patienten an diesem Erfolg teilhätten, müsse sichergestellt werden, dass bei Verdacht auf RA so früh wie möglich ein Rheumatologe konsultiert werde.

Das setzt unter anderem voraus, dass es eine ausreichende Zahl von Rheumatologen gibt - was in Deutschland derzeit leider nicht der Fall ist. Die Wartezeiten für neue Patienten betragen oft mehrere Monate: vor dem Hintergrund dieser und anderer Studien zum Therapiebeginn ein untragbarer Missstand.

*Remissionskriterien des ACR: nicht mehr als ein geschwollenes und ein schmerzhaftes Gelenk, CRP kleiner/gleich 1 mg/dl oder BSG kleiner/gleich 20 mm/h bei Männern bzw. 30 mm/h bei Frauen, Beurteilung des allgemeinen Befindens durch den Patienten = 1 auf einer Skala von 1-10

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