JIA

Kein Sportverbot für rheumakranke Kinder

Auch Kindern und Jugendlichen mit JIA geht es körperlich und psychisch besser, wenn sie Sport machen - sofern die Aktivitäten auf Krankheitsverlauf und körperliche Einschränkungen abgestimmt werden.

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BERLIN. Früher wurde Kindern mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) meistens davon abgeraten, Sport zu treiben, um ihre Gelenke vor bleibenden Schäden zu bewahren. Nur jeder dritte Schüler mit JIA nahm laut Kerndokumentation des deutschen Rheumaforschungszentrums im Jahr 2000 regelmäßig am Sportunterricht teil. Fast die Hälfte von ihnen war vollständig vom Schulsport befreit.

Inzwischen zeichnet sich jedoch ein deutlicher Sinneswandel ab. "Es gibt kein grundsätzliches Sportverbot bei JIA", betont Professor Uwe Lange, Rheumatologe an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim.

Im Gegenteil: "Kinder, die geeigneten Sport treiben, sind emotional ausgeglichener und haben eine bessere muskuläre und ossäre Stabilität", so Lange in der "Monatsschrift Kinderheilkunde" (2012; 160: 764-768).

Mit der passenden sportlichen Aktivität seien keine negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf zu befürchten. In der Therapieleitlinie zur JIA werden, je nach Gelenkbefall sowie lokaler und allgemeiner Krankheitsaktivität, sportliche Aktivitäten ebenfalls empfohlen.

Grundvoraussetzung für jeden Sport ist eine möglichst geringe Entzündungsaktivität der betroffenen Gelenke. In akuten entzündlichen Stadien kann durch mechanische (Über-)Belastung die Gelenkerosion zusätzlich beschleunigt werden. Art und Intensität der sportlichen Betätigung sollten deswegen immer individuell auf den Patienten abgestimmt werden.

Dabei müssen verminderte Fitness, floride Gelenkentzündungen und Kontrakturen berücksichtigt werden. Generell sind gelenkschonende Sportarten zu bevorzugen.

Als besonders geeignet gelten Lange zufolge Schwimmen, Nordic Walking, Radfahren, Skilanglauf, Wandern, Tanzen, Tischtennis und Gymnastik. Dabei sollten die betroffenen Gelenke "so viel wie möglich bewegt und so wenig wie nötig belastet werden".

Aufgrund häufiger abrupter Stopps und Stoßbelastungen weniger geeignet sind viele Mannschaftssportarten sowie Joggen, Tennis, Skateboardfahren, Skifahren, Snowboarden und Mountainbiken. Eine JIA spreche jedoch nicht grundsätzlich gegen diese Sportarten, sofern sie beschwerdefrei ausgeführt werden könnten, so Lange.

Der Gelenkschutz hat allerdings höchste Priorität. Schmerz ist in der Regel der beste Indikator, ob die Belastungsgrenze überschritten ist. In diesem Fall müssen die Aktivitäten so modifiziert werden, dass sie keinen Schmerz auslösen.

In akuten Phasen einer JIA sollten die Patienten zeitlich befristet vom Schulsport befreit werden. Bei wiederholten akuten Schüben empfiehlt Lange außerdem, auf eine Benotung zu verzichten, damit die Kinder nicht dazu angestachelt werden, ihre Belastungsgrenzen zu überschreiten.

Beim Schulschwimmen sollten Kinder mit JIA übrigens nur mitmachen, wenn die Wassertemperatur mindestens 28 °C beträgt. Dass Schulsport richtig dosiert Kindern mit JIA zugutekommen kann, zeigt sich auch an der sinkenden Zahl der Atteste: Im Jahr 2011 nahm über die Hälfte der Kinder mit JIA regelmäßig am Sportunterricht teil, nur 17 Prozent waren ganz davon befreit. (bs)

Lesen Sie dazu auch: JIA: Eine Krankheit, die oft nach der Kindheit bleibt

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