HINTERGRUND

Sport und Sex halten Männer fit - aber auch PDE-5-Hemmer beugen einer Potenzschwäche vor

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Irgendwann kommt bei Männern der Zeitpunkt, ab dem es im Bett nicht mehr so gut klappt. Eine Erektion zu bekommen wird schwieriger, der erigierte Penis ist nicht mehr hart genug oder er knickt viel zu schnell ein. Dagegen hilft ein ausgiebiges Training mit speziellen Bewegungsübungen - oder aber eine Dreimonats-Therapie mit Phosphodiesterase-(PDE)-5-Hemmern.

Viele Muskelzellen und wenig Kollagen sind gut für den Penis

Für jeden gilt Muskel gilt: "Use it or loose it." Wird er nicht benutzt, schwächelt er. Offenbar macht da auch die glatte Penismuskulatur keine Ausnahme. Viel Sex ist daher eine gute Möglichkeit, die Potenz so lange wie möglich zu erhalten. Schließlich, so Privatdozent Frank Sommer aus Köln, sorgt eine Erektion dafür, daß der Penis gut durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird. Sauerstoff wiederum fördert das Wachstum der glatten Muskelzellen und stoppt die Synthese von Kollagen. Viel Muskelzellen, wenig Kollagen, das ist gut für die Potenz.

Bei einer Erektion, so Sommer, schnellt der transkutane Sauerstoffpartialdruck im Schwellkörper von etwa 30 mmHg auf bis zu 100 mmHg. Ein ähnlicher Wert läßt sich erreichen, wenn Männer etwa ein Lauftraining oder spezielle Übungen machen. Männer, denen solche Übungen aber zu mühsam sind, können ihren Penis praktisch im Schlaf trainieren: Dazu müssen sie drei Monate im Jahr jeden Abend vor dem Einschlafen einen PDE-5-Hemmer einnehmen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei Sport und Sex: Die Arzneien verbessern die Penis-Durchblutung. Dies gelingt, indem die Medikamente die Dauer der nächtlichen Erektionen verlängern, die jeder Mann drei- bis viermal während des Schlafens hat, und indem sie dafür sorgen, daß der Penis bei seinen nächtlichen Übungen wieder steif genug wird.

Studie mit Männern, die leichte Potenzprobleme haben

Sommer untersucht jetzt, ob sich mit einer Dreimonatstherapie bei Männern mit leichter Potenzschwäche eine erektile Dysfunktion verhindern läßt. "An der Studie nehmen Patienten teil, die merken, daß es nicht mehr so gut funktioniert. Sie bringen zwar noch eine Erektion zustande, aber nicht mehr so gut wie vor 20 Jahren", so Sommer zur "Ärzte Zeitung". Nach den bisherigen Erfahrungen - die Studie läuft seit zwei Jahren mit bisher 40 Männern - genügt es bei den meisten Männern, wenn sie drei Monate lang jeden Abend 25 mg Sildenafil (Viagra®) oder 5 mg Vardenafil (Levitra®) einnehmen, um wieder die gewohnte Manneskraft zu erreichen - und den Rest des Jahres zu halten.

Eine Morgen-Erektion wie mit 20 oder 25 Jahren

Die Männer merken im Schlaf nichts von der Behandlung - keine erotischen Träume, kein nächtlicher sexueller Heißhunger und auch kein Priapismus. Nur wenn sie zufällig aufwachen, etwa, weil sie pinkeln müssen, fällt ihnen vielleicht auf, daß ihr Penis gerade am trainieren war, so Sommer.

Allerdings gibt es für die Männer morgens beim Aufwachen nicht selten eine Überraschung: Eine kräftige Morgen-Erektion, wie sie die meisten seit Jahren nicht mehr erlebt haben. "Die Morgen-Erektion wird bei den meisten Männern zwischen 30 und 35 Jahren deutlich schwächer. Während der Dreimonatstherapie wird die Morgen-Erektion wieder so stark wie mit 20 oder 25 Jahren", berichtet der Androloge.

Sommer verwendet für die Studie die PDE-5-Hemmer Sildenafil und Vardenafil. Der Grund: Beide Medikamente haben mit etwa vier Stunden eine recht kurze Halbwertszeit. Sie reichern sich daher bei allabendlicher Einnahme im Köper nicht an, und es kommt tagsüber nicht zu unerwünschten Wirkungen, so Sommer.

Geeignet sind Männer mit intakten Penisgefäßen

Geeignet für eine Dreimonatstherapie sind Männer, bei denen es mit den PDE-5-Hemmern wieder zu starken nächtlichen Erektionen kommt. Zudem dürfen die Männer keine schweren penilen Gefäßschäden haben - bei solchen Männern wäre kein Trainingseffekt zu erwarten. Um Gefäßschäden auszuschließen, ist eine Ultraschalluntersuchung nötig, und um die Wirksamkeit der Medikation zu bestimmen, werden die nächtlichen Erektionen vor Therapiebeginn gemessen. "Wir legen den Männern ein Gerät am Penis an. Damit können sie ganz normal schlafen. Das Gerät registriert, wann der Penis wie hart ist."

Ringe, die auf und zu gehen, bestimmen die Penishärte

Derzeit sind zwei Gerätetypen auf dem Markt. Bei dem einen werden zwei Ringe am Penis plaziert. Wie bei einer Blutdruckmanschette gehen die Ringe alle 15 bis 30 Sekunden sanft auf und zu und messen, ob der Penis erigiert ist, wie steif er ist und wie lange die Erektion dauert.

Bei einem anderen Gerät werden zwei Elektroden am Penis angebracht und der Hautwiderstand wird gemessen - darüber läßt sich ebenfalls auf Dauer und Stärke der nächtlichen Erektionen schließen. Die Geräte sind mit einem kleinen Computer verbunden, der in einer Tasche am Bein angebracht wird und den Schlaf nicht stört. Insgesamt sind vier Messungen nötig, zwei mit und zwei ohne Medikation.

Noch werden weitere Teilnehmer für die Studie gesucht. "Jeder, der daran Interesse hat und die Tabletten bezahlt, wird von mir untersucht und kann mitmachen", so Sommer.



Durchblutungstraining für den Penis

Eine gute Penisdurchblutung ist die Voraussetzung für eine langanhaltende Potenz. Außer durch Sex und Medikamente läßt sich die Durchblutung auch durch Sport und spezielle Übungen verbessern. Privatdozent Frank Sommer aus Köln rät etwa zu Ausdauersportarten wie Rudern oder Laufen.

Radfahren ist nur mit einem Liegerad geeignet, denn bei einem normalen Rad drückt der Sattel die Blutversorgung zum Penis teilweise ab. Wichtig ist vor allem ein Training der Oberschenkelmuskulatur - von den Arterien, die diese Muskeln versorgen, zweigen auch die Penisgefäße ab. Ein hartes Training der Oberschenkelmuskeln läßt nach dem Training vermehrt Blut in den Penis fließen.

Eine effektives Durchblutungstraining, das auch zuhause einfach möglich ist, ist das Skipping. Dabei laufen die Männer auf der Stelle und heben die Knie so weit wie möglich an. Das Tempo ist mal langsam, mal schnell. (mut)

Weitere Übungen gibt es unter www.maennergesundheit.info

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