Heimdialyse

Dialysat mehrfach benutzen?

Blutwäsche im eigenen Bett: Bislang steht dem oft der Aufwand entgegen. Dänische Kollegen wollen das Verfahren vereinfachen - mit einem fragwürdigen Versuch.

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Dialyse: Schöner wäre es sicherlich zu Hause.

Dialyse: Schöner wäre es sicherlich zu Hause.

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KOPENHAGEN. Für die Hämodialyse ließe sich womöglich deutlich weniger Wasser verwenden, als bisher benötigt. Zu diesem Fazit kommen zumindest Nephrologen aus Kopenhagen, die ein neues System für die Heimdialyse erproben.

Für die Patienten könnte dies deutlich mehr Komfort bedeuten - jedenfalls auf dem Papier, denn die Untersuchung ist alles andere als eindeutig.

Die Kollegen um James Goya Heaf arbeiten mit einem sogenannten Multipass-Verfahren, kurz MPHD. Dabei wird das benötigte Dialysewasser während einer Sitzung mehrfach verwendet.

Aus einem Behälter wird kontinuierlich Dialysewasser in den Filter gepumpt, das nach dem Durchfluss wieder in den Behälter zurückgepumpt wird. So entsteht ein Kreislauf, bei dem das Dialysat immer wieder durch den Filter strömt.

Insgesamt haben Heaf und Kollegen auf diese Weise die für eine Therapieeinheit benötigte Wassermenge um die Hälfte reduziert. Zur Erinnerung: Bei einer Hämodialyse-Sitzung werden normalerweise schnell weit über 100 Liter benötigt.

Für eine Sitzung von vier Stunden mit einer Dialysat-Flussgeschwindigkeit von 500 Millilitern pro Minute werden bereits 120 Liter Wasser benötigt.

Die dänischen Kollegen haben in ihrer kleinen Studie zehn Patienten nacheinander mit dem Standardverfahren SPHD (Standard Pass Haemodialysis) und dem neuen MPHD-Verfahren behandelt.

Die Arbeit ist unter Mitwirkung des dänischen Dialysegeräte-Herstellers Flexdialysis Aps. in Kopenhagen entstanden (NDT 2012; online 7. November). Alle Patienten benutzten die Heimdialyse.

Mehr oder weniger Wasser?

Das Verfahren ist nicht sehr weit verbreitet, da die Patienten aufwändig geschult werden müssen und die Wohnung den nötigen Platz für die Geräte und Verbrauchsmaterialien bieten muss.

Die zehn Patienten in der Studie von Heaf et al. erhielten in der ersten Woche drei Standardtherapien von je vier Stunden Dauer. In der Woche darauf erhielten die Patienten eine MPHD von acht Stunden Dauer über Nacht.

Die Eliminationsraten verglichen mit der Standardprozedur waren nach einer MPHD-Sitzung größtenteils jedoch geringer (63, 78, 74 und 78 Prozent für Harnstoff, Kreatinin, Harnsäure und Phosphat). Lediglich bei ß2-Mikroglobulin war die Elimination mit 111 Prozent etwas höher.

Entgegen des Standardverfahrens, das dreimal in der Woche zum Einsatz kommt, gehen Heaf und Kollegen davon aus, dass das MPHD-Verfahren sechsmal wöchentlich für je drei Stunden angewandt wird.

Wenn beim vierstündigen Standardverfahren 120 Liter Dialysewasser benötigt werden und bei der MPHD die Hälfte ausreicht, wie Heaf et al. vorrechnen, ließen sich mit dem neuen Verfahren 90 Liter Wasser pro Woche einsparen (360 Liter SPHD versus 270 Liter MPHD).

Und die Elimination? Nach einem Tag war sie in dem neuen Verfahren geringer als im Standard. Die Autoren liefern in ihrer Untersuchung allerdings zahlreiche Berechnungen mit.

Danach werden bei einem wöchentlichen Intervall von sechs mal acht Stunden MPHD gegenüber dem Standard mehr Toxine eliminiert.

Dieses Ergebnis liegt freilich auf der Hand, da diese Zyklen deutlich länger dauern als die von Heaf et al. präferierten drei Stunden. Im Umkehrschluss hieße das aber auch: Dann würde deutlich mehr Wasser benötigt.

Nach zahlreichen statistischen Kniffen kommen die Autoren dennoch zu dem Schluss: "Die MPHD, 6 mal 3 Stunden/Woche, wird mindestens die gleiche Elimination bei Harnstoff, Kreatinin, Harnsäure und Phosphat erzielen, wie herkömmliche ambulante Therapien." (nös)

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