Zur medikamentösen Prävention von Prostata-Ca gibt es zwei Kandidaten

SAN ANTONIO (grue). Für eine medikamentöse Prävention von Prostata-Karzinomen gibt es derzeit zwei aussichtsreiche Kandidaten: Der 5-Alpha-Reduktasehemmer Finasterid und eine Therapie mit Vitamin E und Selen. Daten dazu wurden jetzt beim US-Urologen-Kongreß in San Antonio vorgestellt.

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Die beiden recht unterschiedlichen Ansätze hat Professor Ian Thompson aus San Antonio bei einer Veranstaltung von GlaxoSmithKline vorgestellt. Der von Thompson geleitete Prostate Cancer Prevention Trial (PCPT) mit Finasterid ist bereits abgeschlossen (wir berichteten).

Die Daten wurden erst beim europäischen, dann auch beim amerikanischen Urologen-Kongreß diskutiert: An der Studie nahmen knapp 19 000 Männer im Alter über 55 Jahre ohne auffällige Prostata teil, die für sieben Jahre mit Placebo oder 5 mg Finasterid behandelt wurden. Innerhalb dieser Zeit entwickelten 18 Prozent der mit Finasterid behandelten Männer ein Prostatakarzinom, aus der Placebo-Gruppe waren es 24 Prozent.

Relative Risikoreduktion durch Finasterid von 25 Prozent

Das bedeutet eine signifikante relative Risikoreduktion von 25 Prozent zugunsten von Finasterid. Allerdings war der Anteil höhergradiger Karzinome in der Finasterid-Gruppe höher. Thompson ist dennoch von der krebspräventiven Wirkung des Mittels überzeugt, denn die Studie hat seiner Meinung nach methodische Mängel: "Höhergradige Tumore wurden nur deshalb unter Finasterid öfter entdeckt, weil sich bei diesen Männern das Prostatavolumen als Folge der Therapie verkleinerte und damit die Diagnosewahrscheinlichkeit stieg."

Thompson konnte dies anhand mathematischer Überlegungen belegen. Er verwies zudem auf eine weitere Studie zur Chemoprävention des Prostata-Karzinoms mit dem 5-Alpha-Reduktasehemmer Dutasterid. Ergebnisse dazu gibt es noch nicht.

Große Präventions-Studie mit Vitamin E und Selen

Ähnliches gilt für SELECT (Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial). Die Studie startete im Juli 2001 mit der Aufnahme von 32 400 Männern. Die Randomisierung wurde im April 2004 und damit mehr als zwei Jahre vor dem geplanten Termin abgeschlossen. "Deshalb rechnen wir mit ersten Ergebnissen bereits im kommenden Jahr", sagte Thompson.

In der vierarmigen Studie erhalten die Teilnehmer entweder täglich 200 µg Selen, 400 mg Vitamin E, beide Substanzen kombiniert oder nur Placebo. Studienendpunkt ist die Inzidenz von Prostatakarzinomen bei eine Behandlungsdauer von bis zu zwölf Jahren.

Wie Thompson berichtete, wirken die Antioxidantien vermutlich synergistisch und beeinflussen die DNA-Reparatur, die Apoptose und den Androgenmetabolismus. In zwei Studien konnten jeweils für die Einzelsubstanzen krebsschützende Effekte nachgewiesen werden.

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