Blick in die Zukunft
Neue Arzneien sollen Abstoßungen minimieren
Um die Transplantationsmedizin weiter zu entwickeln, wird zum einen versucht, die Abstoßungsreaktionen, etwa mit neuen Immunsuppressiva mit weniger unerwünschten Wirkungen, zu verringern. Zum anderen erforschen Wissenschaftler die Möglichkeit, Organe von genetisch veränderten Tieren als Organersatz zu nutzen, die sogenannten Xenotransplantate.
Veröffentlicht:Der Erfolg der Transplantationsmedizin beruht nicht zuletzt auf dem Potenzial der modernen immunsuppressiven Therapie. Um dieses Potenzial zu erweitern, suchen Wissenschaftler nach noch besseren Immunsuppressiva.
Dass es noch nicht entdeckte Mechanismen gibt, die die Abstoßungsreaktionen nach Transplantation eines Organs niedrig halten, lässt sich an Vorgängen nach einer Leberübertragung leicht ablesen. Die Leber ist zum einen tolerogener als andere Organe. Transplantationsmediziner haben die Erfahrung gemacht, dass Patienten, denen eine Leber transplantiert wurde, weniger Immunsuppressiva benötigen als Patienten, denen ein anderes Organ verpflanzt wurde.
Zum anderen wirkt die Leber offenbar nach einer Verpflanzung immunsuppressiv für andere Organtransplantationen: Bei kombinierter Organtransplantation, etwa Leber plus Niere, sind akute Abstoßungsreaktionen seltener als nach jeweils einfacher Transplantation.
Bei der Entwicklung neuer Immunsuppressiva sind Wissenschaftler auf der Suche nach Wirkstoffen, die besser als bisherige Medikamente
- die Wechselwirkung jener Zelloberflächenmoleküle beeinflussen, die das Zusammenspiel der Immunzellen regulieren,
- die Weiterleitung von Signalen hemmen,
- die T-Zellvermehrung hemmen
- das Wandern jener Immunzellen, die an der Organ-Abstoßung beteiligt sind, beeinflussen.
Intensiv erforscht wird zur Überwindung der akuten Abstoßung darüber hinaus auch die Xenotransplantation, also die Übertragung von Organen, die von Tieren, etwa Schweinen, stammen. Dazu wurden mit gentechnischen Mitteln zum Beispiel solche Schweine gezüchtet, bei denen ein für die Abstoßung wichtiges Gen inaktiviert ist. Viren, die die Schweine in ihrem Erbgut tragen und für Menschen gefährlich sind, sollen durch weitere genetische Veränderungen unschädlich gemacht werden. Die klinische Anwendung der Xenotransplantation ist derzeit aber nicht in Sicht. (ple)