Prophylaxe zähmt Analgetika-Kopfschmerz

Bei Patienten mit Kopfschmerzen durch übermäßige Analgetika- oder Triptan-Einnahme bewährt sich eine medikamentöse Prophylaxe. Auch langfristig wurde so die Zahl der Kopfschmerztage und Tage mit Schmerzmitteleinnahme in einer Studie signifikant gesenkt.

Dr. Ulrike MarondeVon Dr. Ulrike Maronde Veröffentlicht:
Kopfschmerzen lassen sich medikamentös gut lindern. Häufiger Schmerzmittelgebrauch kann jedoch wiederum Kopfschmerzen auslösen.

Kopfschmerzen lassen sich medikamentös gut lindern. Häufiger Schmerzmittelgebrauch kann jedoch wiederum Kopfschmerzen auslösen.

© absolut / fotolia.com

TRONDHEIM. Kopfschmerzen durch Schmerzmittelübergebrauch (medication-overuse headache, MOH) finden sich bei etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung. Bislang gibt es keinen Konsensus darüber, welche Therapiestrategien bei MOH am effektivsten sind.

Norwegische Kollegen haben daher in einer Studie untersucht, welche Langzeiteffekte eine MOH-Behandlung hat (J Headache Pain 2011, online).

Für ihre Studie haben die Neurologen MOH-Patienten rekrutiert, die vier Jahre zuvor an einer randomisierten, offenen, prospektiven und multizentrischen Studie teilgenommen hatten.

In dieser Studie waren bei etwa 500 Patienten mit Spannungskopfschmerzen, Migräne oder beidem, die MOH entwickelt hatten, zwei Therapiestrategien geprüft worden: Ein abrupter Medikamentenentzug, gefolgt von einer Prophylaxe nach drei Monaten, oder der sofortige Beginn einer Prophylaxe ohne abrupten Schmerzmittelentzug.

Ein wesentliches Ergebnis dieser Studie nach einem Jahr Beobachtung war, dass der frühe Beginn der Prophylaxe ohne vorangegangenen Schmerzmittelentzug den Patienten mehr nutzte als der Entzug mit verzögert begonnener Prophylaxe (Cephalalgia 2008; 29: 221).

In ihrer aktuellen Studie haben die Forscher nun die Langzeiteffekte nach insgesamt vier Jahren Nachbeobachtung untersucht. Hierfür konnten die Daten von 50 Patienten analysiert werden.

Es wurde eine signifikante Reduktion der Zahl der Kopfschmerztage pro Monat, der Zahl der Tage mit Schmerzmitteleinnahme und der Zahl der Tage mit Krankschreibung festgestellt.

Diese Besserung war nach vier Jahren ausgeprägter als bei dem Kontrolltermin nach Ablauf von fünf Monaten in der ersten Studie. Im Gegensatz zu den Ein-Jahres-Beobachtungen hatte die Art der Intervention in den ersten Studienmonaten keinen Einfluss auf die Resultate nach vier Jahren.

Die Vier-Jahres-Ergebnisse im Einzelnen: Die Zahl der Kopfschmerztage pro Monat ging von im Mittel 25 (zu Therapiebeginn) auf 21,6 (nach 5 Monaten) und 18,4 (nach vier Jahren) zurück.

Die Zahl der Kopfschmerztage, an denen die Patienten ein Schmerzmittel eingenommen haben, sank von im Mittel 22,9 auf 13,3 und 13,4 pro Monat. Auch waren signifikant weniger Krankschreibungen nötig: Ihre Zahl reduzierte sich von im Mittel 6,3 auf 2,2 und 0,9 Tage pro Monat.

Innerhalb von vier Jahren war es bei 20 Patienten (40 Prozent) zu einer Reduktion der Kopfschmerzhäufigkeit auf unter 15 Tage pro Monat gekommen - bei 16 dieser Patienten sogar zu einer Verminderung um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Therapiebeginn.

Von den 30 Patienten mit mehr als 15 Kopfschmerztagen pro Monat hatten 17 einen MOH - durch übermäßige Einnahme von Triptanen, Analgetika oder Kombinationsanalgetika.

Eine medikamentöse Prophylaxe nutzten nach vier Jahren noch 20 Patienten, darunter 7 MOH-Patienten: Am häufigsten wurden Angiotensin-II-Blocker, Amitriptylin, Betablocker, und Topiramat angewandt.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen