ADHS-Arzneien bergen kein Herzrisiko

Viele Ärzte und Eltern von Kindern mit ADHS waren verunsichert: Fördern die Medikamente etwa Herzinfarkte, wie häufig behauptet? Nein, sagen jetzt US-Forscher. Ihre groß angelegte Studie mit über einer Million Teilnehmern ergab: Unter der Therapie steigt das Risiko für Infarkte nicht.

Veröffentlicht:
Diagnose ADHS: ADHS-Medikamente haben in einer Studie das kardiovaskuläre Risiko nicht erhöht.

Diagnose ADHS: ADHS-Medikamente haben in einer Studie das kardiovaskuläre Risiko nicht erhöht.

© somenski / fotolia.com

NASHVILLE (eis). Berichte über Herzkreislauf-Ereignisse unter Methylphenidat und anderen Arzneien gegen Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) haben Ärzte, Therapeuten und Eltern in den vergangenen Jahren verunsichert.

In einer großen retrospektiven Kohortenstudie in den USA mit 1,2 Millionen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden daher jetzt die Raten von schweren kardiovaskulären Ereignissen analysiert - und zwar bei Probanden mit oder ohne eine medikamentöse ADHS-Therapie in einem Zeitraum von über zwei Jahren (NEJM 2011, online 1. November).

Forscher um Dr. William O. Cooper von der Vanderbilt University in Nashville Tennessee haben dabei Daten vier großer Krankenversicherer aus vier unterschiedlichen US-Regionen miteinander verglichen.

Patienten höchstens 24 Jahre alt

Ausgewählt wurden für die Analyse Patienten im Alter von zwei bis 24 Jahre mit ADHS-Medikation (unter anderen Methylphenidat und Atomoxetin) und pro Patient zwei Kontrollpersonen gleichen Alters ohne solche Medikamente.

Endpunkt der Studie war ein schweres kardiovaskuläres Ereignis (plötzlicher Herztod, Herzinfarkt oder Schlaganfall).

Keine Belege in Studie gefunden

Insgesamt gab es während des Studienzeitraums bei den 1,2 Millionen Teilnehmern 81 solcher Ereignisse (3,1 pro 100.000 Personenjahre): 7 Ereignisse bei Patienten mit aktueller Arzneitherapie, 25 Ereignisse bei Patienten mit früherer Arzneitherapie und 49 Ereignisse bei Probanden ohne eine Therapie mit ADHS-Arzneien.

In dieser großen Studie seien also keine Belege für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko durch ADHS-Arzneien gefunden worden, betonen die Forscher. Das gelte besonders auch für Methylphenidat, das gesondert analysiert worden war.

Ein Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden

Durch die große Zahl der Teilnehmer und die geringe Zahl der Ereignisse lässt sich aber statistisch nicht ausschließen, dass die Ereignis-Rate unter ADHS-Arzneien möglicherweise doch etwas steigt (bis zum doppelten Risiko beim oberen Limit des 95-Prozent-Konfidenzintervalls).

Absolut betrachtet wäre aber damit die Zahl der Ereignisse nur gering erhöht, betonen die Forscher.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Antikörper macht‘s möglich

Zähne einfach nachwachsen lassen – wie beim Hai?

Digitalisierung und Medikamente

Apotheker entwickelt eigene E-Rezept-App

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer