Knieschmerzen einfach weghungern

Abnehmen ist das effektivste Mittel gegen Arthroseschmerzen im Knie. Dabei hilft eine Diät offenbar auch dann, wenn das Gelenk bereits stärker geschädigt ist.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Durch die Aussicht auf Besserung der Knieschmerzen lassen sich Patienten zum Abnehmen motivieren.

Durch die Aussicht auf Besserung der Knieschmerzen lassen sich Patienten zum Abnehmen motivieren.

© Niehoff / imago

NEU-ISENBURG. In einer dänischen Studie zeigte sich, dass sich trotz nachgewiesener struktureller Schäden im Kniegelenk die Schmerzen besserten, wenn Patienten ihr Gewicht um mehr als 10 Prozent reduzierten (Osteoarthritis and Cartilage 2012; online am 5. März).

Teilgenommen hatten 175 adipöse Patienten, überwiegend Frauen über 60, mit einem durchschnittlichen BMI von 37.

Alle waren bezüglich Knieschmerz deutlich symptomatisch mit einem KOOS-Index von im Schnitt 60.

Der KOOS-Score - das Akronym steht für Knee Osteoarthritis Outcome Score - erfasst Alltagsfunktionen, Schmerz, auf das Knie bezogene Lebensqualität und sportliche Funktionalität; im Optimalfall ("keine Knieprobleme") können 100 Punkte erreicht werden.

Alle Teilnehmer absolvierten eine 16-wöchige Diät mit Formulaprodukten und Ernährungsberatung gemäß den dänischen Leitlinien für gesunde Ernährung. Erlaubt waren in einer ersten Phase maximal 554 Kilokalorien (kcal) pro Tag (Very Low Energy Diet, VLED) oder 810 kcal / Tag (Low Energy Diet, LED), in Phase zwei ging man über zu einem fixen Programm mit 1200 kcal täglich.

Alltagsfunktion und Schmerz verbesserten sich

Insgesamt verbesserten sich die Kriterien Schmerz und Alltagsfunktion im KOOS-Score um 14, beziehungsweise knapp 16 Prozent, und zwar unabhängig davon, wie stark das Kniegelenk geschädigt war.

64 Prozent der Patienten erreichten eine signifikante Verbesserung nach den OMERACT-OARSI-Kriterien (OMERACT steht für Outcome Measures in Rheumatoid Arthritis Clinical Trials, OARSI für Osteoarthritis Research Society International), welche auf VAS-Schmerz- und Funktionsskalen beruhen.

Arthrosebedingte Veränderungen im Gelenk wie Synovitis, Osteophyten, Gelenkerguss, Bandschäden oder Meniskopathien waren vor Beginn der Diät mittels MRT und Röntgen semiquantitativ erfasst worden. Dass solche Veränderungen in hohem Maße für Arthroseschmerzen im Knie verantwortlich sein können, haben mehrere Studien gezeigt.

Dennoch war weder ihr Vorhandensein noch ihr Ausmaß mit dem Erfolg der Diät im Hinblick auf die Schmerzreduktion und die verbesserte Alltagsfunktion verknüpft (p > 0,05). Und auch weitere Kriterien wie Muskelkraft oder die Ausrichtung der Kniegelenksachse zeigten keine Assoziation mit der Besserung der Beschwerden durch das Ernährungsprogramm.

Gewichtsreduktion auf Dauer erfordert Motivation

Wie die Forscher um Henrik Gudbergsen von der Universität Kopenhagen in Frederiksberg betonen, fällt den meisten Patienten eine dauerhafte Gewichtsreduktion sehr schwer. Nur eine "starke Evidenz für einen positiven Effekt" könne bewirken, dass die Patienten der Therapie treu bleiben.

Durch die Aussicht auf Besserung der Knieschmerzen ließen sich die dänischen Studienteilnehmer offenbar stark motivieren: Von 192 Patienten, die mit der Diät begonnen hatten, hielten 175 über den gesamten Zeitraum von 16 Wochen durch.

Quelle: www.springermedizin.de

Mehr zum Thema

Metaanalyse

Schützen Biologika bei Rheuma vor Demenz?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken