Spritze gegen chronische Migräne

BERLIN (eis). Für Patienten mit chronischer Migräne, die auf eine prophylaktische Migräne-Medikation nur unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben, ist in Deutschland zur Linderung der Symptome seit vergangenem September Botulinumtoxin A (Botox®) zugelassen.

Veröffentlicht:
Die Spritze bei chronischer Migräne.

Die Spritze bei chronischer Migräne.

© Christoph Hähnel / fotolia.com

Eine aktuelle Analyse von Studien bestätigt: Die Injektionen wirken nur bei chronischer Migräne, nicht aber bei Patienten mit episodischer Migräne oder andere Formen von Kopfschmerzen.

Für die Analyse wurden 27 Placebo-kontrollierte Studien mit 5313 Teilnehmern ausgewertet; davon hatten 1938 episodische und 1544 chronische Migräne; weitere 616 hatten chronisches Spannungskopfweh und 1115 hatten nicht näher definierte chronische tägliche Kopfschmerzen. Außerdem wurden vier Vergleichsstudien mit anderen Arzneien analysiert.

Das Ergebnis: Nur bei Patienten mit chronischer Migräne wurde mit dem Präparat eine spürbare Besserung erzielt (JAMA 2012, 307: 1736).

Die Zahl der Krankheitstage pro Monat nahm dabei im Vergleich zu Placebo um durchschnittlich zwei Tage ab. Bei Patienten mit episodischer Migräne sowie bei Patienten mit anderen Kopfschmerzarten verringerten sich die Schmerztage im Vergleich zu Placebo dagegen nicht.

Nebenwirkungen beachten

Professor Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfiehlt die Therapie mit dem Botulinumtoxin-A-Präparat deshalb nur bei häufigen Migräneattacken.

"Die Behandlung mit dem Botulinumtoxin sollte auch nur im Einzelfall und von erfahrenen Kopfschmerzspezialisten durchgeführt werden", wird Diener in einer DGN-Mitteilung zitiert.

Im Vergleich mit herkömmlichen Medikamenten sei das Botulinumtoxin-A-Präparat bei der Prophylaxe chronischer Migräne ähnlich gut wirksam, habe aber weniger unerwünschte Effekte, so die DGN.

Unter Anwendung der Substanz bei chronischer Migräne kann es allerdings selten zu Nebenwirkungen wie einer Oberlidptosis, Spannungsgefühlen der Haut, Schmerzen in den Hautnerven, Nackensteifigkeit, Muskelschwäche und Nackenschmerz kommen.

In Deutschland leiden mehr als zehn Millionen Menschen - überwiegend Frauen - unter häufigen Kopfschmerzen verschiedener Genese.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kabinett beschließt Reformgesetz

Lauterbach: Klinikreform rettet zehntausende Menschenleben

Lesetipps
Es zeichne sich ab, so Professorin Anne Letsch vom Onkologischen Zentrum Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, dass das biologische Geschlecht, aber auch Gender als soziales Rollenkonstrukt, an vielen Stellen Krebs und Krebsversorgung beeinflussen.

© [M] lera_efremova / stock.adobe.com

Gendermedizin in der Onkologie

Den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Krebs auf der Spur

Die Wahrscheinlichkeit, VHF-Trigger außerhalb des Pulmonalvenensystems zu finden, beträgt 5,9 Prozent bei einem PRE2SSS2-Score von 0–1, 19,2 Prozent bei einem Score von 2–4 und 40,0 Prozent bei einem Score von 5–6.

© plo / stock.adobe.com

Herde außerhalb der Pulmonalvenen

Score gibt Risiko für weitere Trigger von Vorhofflimmern an

Betroffene mit Reizblase haben ihn immer im Blick – den schnellsten Weg zur nächsten Toilette.

© Alex / stock.adobe.com

Harndrang und häufiges Wasserlassen

Reizblase: Da mischt oft die Psyche mit