Der Traum von der Selbstverständlichkeit

Von Iris Leithold Veröffentlicht:

Rosa von Praunheim posiert neben seinem Plüschlöwen, ein Frauen-Paar lacht mit drei kleinen Mädchen in die Kamera, zwei junge Männer grüßen aus der Badewanne.

Susanne schreibt unter ihr Porträt: "Mein Kopf versucht, das Wunder zu begreifen." Sie lebt mit ihrer Partnerin und fünf Kindern zusammen. Der ganzen Bandbreite homosexuellen Lebens hat der Fotokünstler Bernd Lasdin aus Neubrandenburg sein jüngstes Projekt gewidmet. 100 Bildtafeln zeigt eine Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin.

Das Projekt folgt Porträtserien wie "Zeitenwende" über Menschen und ihre Lebenswege und "Die Rückkehr der Familien" über nach Mecklenburg heimkehrende Gutsbesitzer, mit denen Lasdin bekannt geworden ist. Diesmal hat er ein dreiviertel Jahr lang schwule und lesbische Menschen in Berlin und Nordostdeutschland besucht und sie an den Lieblingsplätzen in ihren Wohnungen fotografiert. Wie immer bei seinen Projekten bat er die Porträtierten, einige persönliche Zeilen unter die Aufnahmen zu schreiben.

Oft wird von Diskriminierung und Verletzung geschrieben

Travestie-Künstler, zwei Tischlerinnen mit Reiseziel Schweden, ein Regionalzeitung lesender Abgeordneter des Landtags von Mecklenburg- Vorpommern geben so ein wenig von ihrem Lebens preis. Schrill gibt sich der Berliner Schauspieler und Entertainer Tima die Göttliche: "Schlimmer geht immer und ich bin eine Dame Sie Arschloch." Die meisten gehen indes herkömmlichen Berufen nach: Sie sind Bäcker, Köche, Bibliothekare, Ingenieure.

Viele wollen Normalität im Alltag leben, die ihnen noch immer nicht überall gewährt werde - trotz Homo-Ehe. Zwei Frauen mit drei kleinen Kindern schreiben, sie erlebten noch immer viel zu oft Diskriminierung und Verletzung. Sie träumen von Selbstverständlichkeit.

Die Soziologin Halina Bendkowski spricht den Betrachter direkt an: "In circa 80 Ländern dieser Welt werden Homosexuelle immer noch strafrechtlich verfolgt. Die Kirchen hören nicht auf, sich an den Homosexuellen zu versündigen. Und was tun Sie dagegen?" Im April, wenn "Lieben und Leben in allen Farben" in Neubrandenburg gezeigt wird, soll das Buch zur Ausstellung herauskommen.

Porträts von Jugendlichen sind Thema des nächsten Projekts

Schon im Februar will Lasdin mit dem nächsten Thema beginnen. Unter dem Titel "Jugend made in Germany" will er junge Leute aller Schichten und Anschauungen porträtieren und um einige persönliche Zeilen bitten. "Und wenn ich sage alle, dann meine ich auch alle." Links- wie Rechtsradikale, Wohlsituierte wie Punks sollen zu Wort kommen.

Die Ausstellung in Schwerin läuft bis zum 18. März, Eintritt: 3 Euro. Infos über den Künstler im Internet: www.lasdin.de

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