Kunst zum Fühlen, Tasten und Begreifen

DÜSSELDORF (kab). Die rechte Hand fährt die Umrisse eines Dreiecks entlang, die linke ertastet erhabene Punkte. "Dies sind die Schuppen des Drachen", lautet die Erklärung via Kopfhörer. Die Stimme auf einer Tonbandkassette leitet im Düsseldorfer Stadtmuseum durch eine Ausstellung der Künstlerin Margot Ende, die Tastbilder für blinde Menschen entwickelt (wir berichteten).

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Schon für Sehende ist abstrakte Kunst eine Herausforderung, für Blinde aber ist es noch ungleich schwerer, sie zu "begreifen". Das Düsseldorfer Museum hat jetzt eine Ausstellung mit verschiedenen Bereichen zum Thema "Fühlen, tasten und begreifen" konzipiert.

Sehende stoßen in der Schau schnell an ihre Grenzen

Es gibt Skulpturen und Objekte zur Geschichte der Landeshauptstadt zum Anfassen. In Tastboxen können Besucher verschiedene Alltags-Gegenstände wie Zahnbürste und Besteck mit den Fingern erforschen - Sehende stellen schnell fest, daß ihnen die Blinden dabei haushoch überlegen sind.

Im Mittelpunkt aber stehen die Tastbilder Margot Endes. 34 von ihnen hat sie zur Verfügung gestellt. Der Rundgang beginnt mit einfachen, geometrischen Darstellungen, die Komplexität der Bilder steigert sich zu Akten und Abbildungen von Blumen und Tieren. Auch für sehende Menschen ist der Anblick keineswegs eintönig, denn Ende hat auch viele farbige Darstellungen produziert. Wer wissen will, wie das auf Blinde wirkt, kann sich die Augen verbinden und sich nur mit Hilfe von Kassette und Walkman durch die Ausstellung führen lassen.

Die Reaktionen von blinden Besuchern, die gerade zum ersten Mal mit abstrakter Kunst konfrontiert werden, sind unterschiedlich - so wie auch sehende Menschen individuell auf Kunst reagieren, sagt Museumspädagogin Claudia Bender. "Gerade Geburtsblinde kommen mehrmals in die Ausstellung, weil sie gar nicht alles auf einmal verarbeiten können." Andere dagegen haben nach den ersten drei Bildern schon genug.

Interaktion zwischen Blinden und Sehenden

Margot Ende hat über drei Jahrzehnte als Ärztin und Kinderchirurgin gearbeitet. Heute lebt die Malerin in Köln. Ihre Arbeit sieht sie als "Mittel zur Bekämpfung und Kompensation von Mängeln kommunikativer, sozialer, psychologischer und medizinischer Art in der Interaktion" - zwischen blinden und sehbehinderten Menschen auf der einen Seite, und den sehenden auf der anderen. Seit 1992 hat die Künstlerin ihre Tastbilder bereits über 40 Mal ausgestellt. Im Düsseldorfer Stadtmuseum ist die Ausstellung noch bis zum 16. Mai geöffnet.

Zur Schau gibt es ein Begleitprogramm. Unter anderem werden Führungen mit der Künstlerin selbst angeboten, aber auch eine Einführung in die Astronomie für Blinde und ein Vortrag über die künstlerische Arbeit mit blind geborenen Kindern stehen auf dem Programm.

Bis 16. Mai, Düsseldorfer Stadtmuseum. Weitere Informationen von Claudia Bender unter 0211 / 899 61 72.

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