Die Grenzgänge eines kleinen Jungen zwischen Leben und Tod

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Louis Drax ist ein Sorgenkind: Immer wieder passieren ihm schreckliche Dinge, die andere nicht überlebt hätten. Der Junge aber übersteht Stromschläge, Stürze, Vergiftungen, Tetanus und Meningitis. Denn er scheint genauso viel Leben in sich zu haben wie eine Katze: "Das neunte Leben des Louis Drax" ist ein geheimnisvoller und packender Roman - Thriller, Mystery-Fabel und psychologische Studie in einem. Das Buch der in London lebenden Autorin Liz Jensen wird nun auch verfilmt.

Hoch intelligent und von der Mutter verhätschelt, lebt Louis fernab von anderen Kindern. Die Mutter ist krank vor Sorge um den Sohn, dem schon etliche der schlimmsten Unfälle widerfahren sind, der Kleine selbst muß mit tiefsitzenden Schuldgefühlen fertig werden, weil er seiner "armen Maman" so viel Leid zufügt. In diese unselige Symbiose dringt kein anderer ein, der Vater hat sich zurück gezogen, und wenn er mal da ist, ist die Atmosphäre zwischen den Eltern vergiftet.

An ihrem Geburtstag aber packt die Mutter den Picknickkorb, und die drei fahren ins Grüne. Doch der Ausflug endet mit einer Tragödie: Louis stürzt in die Schlucht und wird mehr tot als lebendig geborgen, während der Vater spurlos verschwindet.

Louis liegt im tiefen Koma, als er in die Klinik eines Spezialisten eingeliefert wird, der sofort eine tiefe Zuneigung zu dem Kind empfindet und dessen Kraft spürt. "Der Geist ist so unvergleichlich viel größer als die Welt, in der er lebt", erkennt er durch seinen Patienten. Zunächst aber wird er durch die Begegnung mit der attraktiven, faszinierenden Mutter so sehr aus der Bahn geworfen, daß er die wahren, ungeheuerlichen Ursachen von Louis' Unglücksserie nicht sehen will.

Erzählt wird diese Geschichte von seelischen Verstrickungen und Grenzgängen zwischen Leben und Tod aus der Sicht des Arztes, in einzelnen Passagen auch aus der des Kindes. Wie die Protagonisten selbst tappt der Leser immer wieder in Fallen, die Jensen entlang des Weges auslegt. Bis zum Schluß bleibt das Buch geheimnisvoll: Das Schicksal und die Verantwortung des Vaters an dem Unglück sind ebenso im Dunkeln verborgen wie die Rolle der Mutter.

Rätselhaft mutet vor allem auch an, was Louis in seinem tiefen komatösen Schlaf, jenem Raum an der Grenze zum Reich der Toten, von der Welt - jenem "schönen Ort voller wunderbarer Dinge" - erfährt. Das ist mysteriös und glaubwürdig zugleich, raffiniert aufgebaut, packend bis zum Schluß erzählt und sprachlich gelungen. (dpa)

Liz Jensen: "Das neunte Leben des Louis Drax". Bloomsbury Verlag, Berlin. 311 Seiten. 18 Euro. ISBN 3-8270-0563-9.

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