"Ein böser Dämon hat mir mein Gehör genommen"

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Die berühmte "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven klingt durch den Hörsaal der Bonner Universität; doch nur undeutliche Töne kommen aus den Lautsprechern in den Ohren der Studierenden an - so etwa muß der Künstler seine selbst komponierte Musik gehört haben. "Als Beethoven dieses Stück schuf, war er bereits nahezu taub", erklärt Professor Volker Herzog vom Institut für Zellbiologie.

In seiner Vorlesungsreihe "Zellbiologische Grundlagen humaner Erkrankungen", die die Uni in diesem Wintersemester zum ersten Mal anbietet, lernen Studierende auf eindrucksvolle Weise Wissenschaft mit dem Leben zu verbinden, teilt die Uni mit. Herzog, der schon während seiner Studienzeit davon geträumt hat, diese Vorlesung einmal zu halten, stellt jeweils eine Krankheit vor: ihre zellbiologischen Grundlagen, Krankheitsphänomene und dazu Krankheitsverläufe berühmter Persönlichkeiten. "Ich möchte den Studierenden mit berühmten Persönlichkeiten aus Musik, Malerei und Literatur den Krankheitsbegriff näher bringen", so der Mediziner und Zellbiologe.

Beethoven und seine Taubheit etwa waren so ein Thema. "Ein böser Dämon hat mir mein Gehör genommen...", schrieb Beethoven 1801 einem Freund über seine Krankheit. Er litt wahrscheinlich an einer Innenohr-Schwerhörigkeit, die sein wohl wichtigstes Sinnesorgan ausschaltete: Dabei werden die feinen Haarsinneszellen geschädigt, die normalerweise den Schall in einen elektrischen Reiz umwandeln und für uns hörbar machen.

"Ärzte versuchten, ihm mit verschiedensten Instrumenten zu helfen, die er sich ins Ohr steckte", erklärte Herzog. "Er hat sogar einen Stab ins Klavier gebohrt und ihn beim Spielen zwischen die Zähne genommen." Nichts konnte dem Komponisten helfen, schlimmer noch: Er litt unter Hyperakusis, die Schwerhörigkeit meist begleitet. Dabei ist die Schmerzgrenze für laute Töne stark herabgesetzt. "Beethoven nahm sein Schicksal keineswegs leicht", weiß Herzog, "er wurde zynisch, deprimiert und dachte sogar an Selbstmord."

Herzogs Vorlesung erfreut sich großer Beliebtheit - er mußte bereits in einen größeren Hörsaal umziehen, da es nicht genügend Sitzplätze für alle Interessierten gab. (ug)

Die Vorlesung findet mittwochs, 17:15 bis 18:45 Uhr, im Hörsaal Botanik, Nussallee 4, statt. Weitere Termine sind: 15. und 22. Dezember sowie 5. Januar. Das Programm und weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.zellbiologie.uni-bonn.de/HTML/vorles_erkrankung.html

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