Ein Augenblick liegt zwischen Köln und Vilnius

Von Annika Padberg Veröffentlicht:

KÖLN. Rasa Bagdoniene schaut ihrem jungen Patienten tief in die Augen. Die Chefärztin der Universitätsklinik Vilnius in Litauen erkennt mit einem Blick, ob das Augenlicht des Jungen getrübt oder gar eine ernste Erkrankung droht. Möglich ist das nur, weil ihr medizinische Geräte aus Deutschland zur Verfügung stehen. Unterstützt wird sie vom Kölner Verein "Kinder sollen sehen".

Der Verein entstand 1996, nachdem der heutige Vorsitzende Gerhard Luttmer selbst beinahe das Augenlicht verloren hatte. Dem ehemaligen Vorstand eines Kölner Versicherungskonzerns war ein Tennisball ins Auge geflogen. Behandelt wurde Luttmer von Professor Helge Paulmann, damals Chefarzt der Augenklinik am Krankenhaus Merheim. Gemeinsam entstand bei beiden die Idee, blinden und sehbehinderten Kindern zu helfen.

Während der Verein zunächst eine Augenkunde-Station einer Kölner Kinderklinik unterstützte, liegt der Fokus nun auf Litauen. Um zu erfahren, was wirklich gebraucht wird, telefoniert Paulmann regelmäßig mit zwei litauischen Kolleginnen in der Hauptstadt Vilnius. Beide sprechen fließend deutsch und waren vor einigen Jahren am Krankenhaus Merheim als Praktikantinnen tätig.

"Damit unsere Hilfe hundertprozentig sehbehinderten und blinden Kindern zugute kommt, prüft bei uns Professor Paulmann als wissenschaftlicher Beirat die optimale Verwendung jeden Euros", betont Luttmer.

"In Litauen ist der Bedarf ganz besonders groß", erklärt Paulmann. "Der Verein legt großen Wert darauf, dringend benötigtes augenärztliches Handwerkszeug zu spenden", sagt der emeritierte Professor der Universität Köln. "Hightech-Geräte spenden wir hingegen nur, wenn es keine günstigere Variante gibt und wir sicher sind, daß sie fachmännisch bedient und gewartet werden können." Wenn der Kölner Augenarzt befürchtet, daß eventuell benötigte Ersatzteile nur schwer zu bekommen sind, ist er besonders vorsichtig. Und der Vereinsvorsitzende Gerhard Luttmer ergänzt: "Wir achten sehr darauf, nur Sachspenden und kein Geld zu geben."

Derzeit überprüft der Augenarzt, ob ein portabler Laser wirklich optimal von seinen litauischen Kollegen genutzt werden kann. Mit diesem knapp 30 000 Euro teuren Gerät könnte die litauische Chefärztin auch in abgelegene Krankenhäuser fahren und dort Patienten mit Netzhautablösung untersuchen.

Gerade auf dem Weg in den baltischen Staat sind fünf Lesegeräte. Die Videomatic EC Focusgeräte sollen hochgradig sehschwachen Kindern in einer Blindenschule durch eine starke Vergrößerung das Lernen erleichtern. Auch 50 Kinderbrillen, die ein deutscher Optiker gespendet hat, sind bereits unterwegs. Der Verein wird in Litauen die Kosten für die Gläser übernehmen.

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