DAS SCHREIBEN DIE ANDEREN

"Bedenkliches Schauspiel"

Terri Schiavo war eine schüchterne Frau. Sie starb in aller Öffentlichkeit. Das ist Anlaß für Kritik vieler Kommentatoren.

Veröffentlicht:

Die "Berliner Zeitung" schreibt: "Symbole können benutzt und mißbraucht werden. Terri Schiavo ist beides passiert. Das hat nicht nur ihr die ruhige Würde genommen, die sich ein jeder für das eigene Sterben wünscht. Beschädigt wurde auch die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Politik. (...) Die Debatte um liberale Richter, um Sterbehilfe und um Schwangerschaftsabbrüche wird mit dem Tod Terri Schiavos erst beginnen. Und erst mit ihr wird sich herausstellen, worum es den Politikern wirklich ging, als sie sich in das Sterben eines Menschen einmischten. Sicher nicht um Würde, nicht um Anstand, nicht um Moral."

Kölner Stadt-Anzeiger

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" kommentiert: Es ist gut, daß das anrührende Ende der Terri Schiavo die überfällige deutsche Debatte um die Patientenverfügung neu entfacht hat. Vermutlich ist es ein Irrtum, anzunehmen, ein solches Dokument, unterschrieben in "besseren Tagen", könne alle Eventualitäten regeln. Aber es sorgt für größere Klarheit, vorausgesetzt die Ärzte erkennen es im entscheidenden Augenblick als verbindlich an. Was aber, wenn der Patientenwille nicht eindeutig feststeht? Dann dürfen nicht einfach Sonden entfernt und Schläuche gekappt werden. Sonst würden Ärzte oder Richter sich zu Herren über Leben und Tod aufspielen."

Mannheimer Morgen

Der "Mannheimer Morgen" meint: "Mit Terri Schiavos Tod geht ein bedenkliches Schauspiel zu Ende, das viel über den Zustand der USA in Zeiten der Bush-Regierung aussagt. (...) Ihr Vorgehen macht deutlich, daß konservative Christen in den USA keine Minderheit ohne Gewicht sind. Sie haben einen starken Einfluss auf die Regierung. Und sie schrecken nicht davor zurück, für ihre Ziele die Gewaltenteilung und damit das Fundament der Demokratie anzukratzen. Das ist Anlaß zu großer Sorge."

El Pais

Die spanische Zeitung "El País" kommentiert: "Terri Schiavo sterben zu lassen, war ein Akt gut verstandenen Mitleids und nicht ein Mißbrauch der Natur des Lebens, wie es der Vatikan dargestellt hat. Der Streit um diesen Fall hat die verabscheuungswürdigste Dimension der extremistisch christlichen Rechten und deren Manipulation seitens der Politik zum Ausdruck gebracht. Es hat sich aber auch gezeigt, daß der Schutz des Rechtsstaates in den USA funktioniert."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Der Appell des Präsidenten

Lesen Sie auch: Wann sollen Patientenverfügungen gelten?

Mehr zum Thema

Kommentar

Alarmstufe rot in der Notaufnahme

Glosse

Die Duftmarke: Frühlingserwachen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer