Frau Einstein, ist das Alter relativ? Und gibt es das Alter überhaupt?

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Von Marc Peschke

Es klingt schon ein wenig paradox: ein Fotowettbewerb, der junge Fotokünstler einlädt, sich mit dem Thema "Phase 3: Wie leben die Alten?" zu beschäftigen.

Ist das denn ein Thema für die junge deutsche Fotografie? Bisher eher nicht - und deswegen sind der mit 2500 Euro dotierte, von der Hamburger Körber-Stiftung alle zwei Jahre verliehene "Körber-Foto-Award" und die Wettbewerbsausstellung so sehenswert.

Zu entdecken gibt es diesmal nämlich, was in Fotokunst, Fotojournalismus und Werbefotografie nur selten vorkommt: das Leben älterer Menschen. Mediales Grenzgebiet, über das immer noch zu wenig berichtet wird.

Ein Thema ganz im Sinne der Stifter, die das Ziel verfolgen, ein Forum zu schaffen, "aktuelle gesellschaftliche Debatten mit fotografischen Interpretationen und Sichtweisen zu bereichern."

Scheu, die Einsamkeit im Alter ins Licht zu setzen

Beim Gang durch die Wettbewerbsausstellung - die nach der ersten Station im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe nun auf Schloß Agathenburg bei Stade zu sehen ist - wird deutlich, wie unterschiedlich die Perspektive sein kann: Zwölf Serien sind zu sehen, fotografiert von zwölf jungen Fotografinnen und Fotografen.

Da mischt sich Kritik an den Lebensbedingungen mit der Scheu, das Ende der Selbständigkeit oder die Einsamkeit im Alter allzu brutal ins Licht zu setzen - wie etwa die fein beobachtete Serie"Erna" von Dawin Meckel zeigt. Zu sehen ist eine alte Frau, deren Leben sich in nur noch einem Zimmer abspielt.

Doch es gibt auch freie, assoziative Arbeiten, wie etwa "Ruhestand" von Jonas von der Hunde, eine Arbeit über Interieurs, die wir mit "Alter" assoziieren - oder die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit "Rosen" des Berliners Michael Tewes.

Viele Gespräche hat der Fotograf geführt. Wie etwa mit der Frau, die ihm von der Sehnsucht erzählt hat: "Vielleicht verhält es sich ja so, daß Sehnsucht im Alter immer weniger Sucht und immer mehr Sehnen wird."

Generationsübergreifende Sprachblockaden lösen

"Einstein" hat Tewes einen der großen Farbabzüge genannt, auf der eine maskierte Frau dem Betrachter (wie Albert Einstein auf dem berühmten Foto) die Zunge herausstreckt- und sich dabei ins Fäustchen lacht.

Lacht sie über uns? Oder über das Bild, das wir vom Alter haben? Alter, gibt es das? Frau Einstein, ist das Alter eigentlich relativ?

Viele Fragen, über die sich zu sprechen lohnt. Die Ausstellung und der in der "edition Körber-Stiftung" erschienene Katalog helfen vielleicht, generationenübergreifende Sprachblockaden zu lösen.

Die Ausstellung "Phase 3: Wie leben die Alten? 4. Körber-Foto-Award 2005" ist noch bis zum 16. Oktober in der Kulturstiftung Schloß Agathenburg, zu sehen. Geöffnet: Dienstag bis Samstag zwischen 14 und 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Infos unter Telefon 041 41 / 640 11.

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