TV-KRITIK

Ein Busfahrer muß pausieren, ein Arzt muß durcharbeiten

Veröffentlicht:

Frank Plasberg ist ein vorbildlicher Journalist. In seiner Sendung "hart aber fair" müht er sich im WDR jeden Mittwoch auch noch die schwierigsten Themen so aufzubereiten, daß sie ein interessierter Laie verstehen kann. Meist erfolgreich. Dabei ist eins seiner größten Verdienste, daß er Schwadroneure schnell in die Grenzen weist.

Doch die Sendung vom Mittwoch mit dem Titel "Operieren bis der Arzt kommt - Krankenhäuser vor dem Kollaps?", gehörte zu den schwächeren.

Zwar hatte Plasberg seine diesmal eher pflegeleichten Gäste gut im Griff - zu denen der unvermeidliche Karl Lauterbach, der Chef der Ärztekammer Westfalen-Lippe Theodor Windhorst, der ehemalige Radrennprofi Marcel Wüst, der seine Karriere nach einer schweren Verletzung aufgeben mußte, der Arzt und Ressortleiter Medizin der "Bild am Sonntag" Bernd Schwedhelm und der Verhandlungsführer der Arbeitgeber bei den Tarifgesprächen für Klinikärzte, Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring gehörten - aber das Thema ist offenbar auch für eine gut gemachte 90 Minuten-Sendung zu komplex.

Denn der Widerspruch, daß Kliniken, auch wegen der schwierigen Umstellung auf ein neues Vergütungssystem immer mehr unter ökonomischen Druck geraten, dabei aber gleichzeitig immer bessere Qualität bieten sollen, wurde nicht aufgelöst.

Aber trotz dieser Schwäche hatte die Sendung große Verdienste. So wurde der Irrsinn dokumentiert, daß ein Busfahrer in Deutschland gezwungen ist, alle 4,5 Stunden eine Pause zu machen, es für einen Klinikarzt aber selbstverständlich ist, nach 18 Stunden im Dienst nachts um 3.30 Uhr im OP abgerissene Finger wieder anzunähen.

Erschreckend war, daß sich nur ein einziger Arzt bereitfand, live über seinen Arbeitsalltag zu sprechen. Die Angst vor vermeintlich allmächtigen Chefärzten ist immer noch groß.

Und wichtig war, daß Windhorst bei aller Kritik an den Zuständen im deutschen Gesundheitswesen vor einem Horrorszenario warnte. "Es ist noch lange nicht soweit, daß sich Menschen nicht mehr auf die Straße trauen können, weil sie Angst haben, krank zu werden", rückte der joviale Kammerpräsident manch schräge Wahrnehmung zurecht.

Christiane Badenberg

Mehr zum Thema

Wahl am 13. Mai

Streit wird in der Ärztekammer Saarland selten honoriert

Blick in die Geschichte

Johann XXI.: Der einzige Arzt im Papstamt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

Lesetipps
Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden