Castings können Stimme schädigen

LEIPZIG (dpa). Wenn sich junge Leute ohne professionelle Anleitung auf Musik-Castings vorbereiten, können sie langfristig ihre Stimme schädigen, warnt ein HNO-Arzt der Uniklinik Leipzig.

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"Wer Rock-, Pop- oder Musical-Stücke singen will, muss erst einmal das Handwerk lernen", sagte Stimmen-Experte Michael Fuchs von der Universitäts-HNO-Klinik in Leipzig, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Casting-Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" seien für viele Kinder und Jugendliche auch eine Anregung, sich zuhause im Nachsingen auszuprobieren. "Das kann dazu führen, dass ihre Stimmen später für einen stimmintensiven Beruf nicht mehr geeignet sind."

"Kinderlieder sind für Kinder-Stimmen gemacht, aber Rock, Pop und Musical nicht", sagte der Leiter der Abteilung für Stimm-, Sprach- und Hörstörungen. Die Musik aus Radio und Fernsehen sei im Gegensatz zu Kinder- oder Volksliedern am Mikrofon entstanden, Lautstärke und Klang seien technisch verstärkt.

"Das Gefährliche resultiert daraus, dass die jungen Leute dieses musikalische Produkt mit ihrer unverstärkten Stimme nachahmen wollen", sagte der Mediziner, der sich auch um die Stimmen der Leipziger Thomaner kümmert.

"Kein Kind würde auf die Idee kommen, Fußball zu spielen, ohne sich einmal die Regeln erklären zu lassen", sagte Fuchs. "Die Leute denken aber: Für ein Instrument muss ich üben, singen geht so." Stimmen von Kindern und Jugendlichen seien empfindlich. "Um sich richtig entwickeln zu können, brauchen sie eine gute Schulung. Sonst ist die Gefahr groß, dass sie geschädigt werden." Viele junge Leute würden es allerdings nicht bemerken, wenn sie ihre Stimme zu sehr belastet haben. "Oft klingen die Stimmen schon in Interviews mit den Musik-Casting-Kandidaten krank."

Keine Sorgen müssen sich dem Arzt zufolge die Eltern der Teenies machen, die bei einem Konzert ihrer Idole laut kreischen. "Da ist man am nächsten Tag heiser, aber danach erholt sich die Stimme wieder." Auch das gelegentliche Mitsingen von Liedern vor Radio oder Fernseher sei nicht schädlich - wenn es ein gewisses Maß nicht übersteigt.

Weitere Infos finden Sie im Internet: www.uni-leipzig.de/~hnophono/

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