Prügeleien - und das Handy filmt mit

BAD ORB (ras). Gewaltdelikte von Jugendlichen oder an Jugendlichen haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen. Nach Angaben von Experten nimmt aber eine neue Art der Gewaltdarstellung zu, das so genannte Happy Slapping ("Fröhliches Schlagen").

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Bei dieser Art von Gewalt werden die Gewalttaten von Jugendlichen provoziert, über Handy aufgenommen und dann kurze Zeit später im Internet verbreitet. Das scheint im Vormarsch zu sein", berichtete Professor Christian Palentien, Gesundheitswissenschaftler an der Universität Bremen, beim Herbstkongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Bad Orb.

Gefährlich sei diese Gewaltform vor allem deshalb, weil dabei häufig völlig überraschend unbekannte Passanten attackiert würden, wobei die Bewegungsgründe der Akteure zumeist unklar seien. Fest stehe bislang nur, dass Jugendliche mit solchen Taten bei Gleichaltrigen Eindruck schinden wollen und ihrem Alltagsfrust - hervorgerufen durch Langeweile oder Überforderung in der Schule - begegnen möchten. Für jugendliche Opfer gerade aus mittleren und höheren sozialen Schichten, die oftmals weder Polizei noch Eltern über diese Taten informieren, seien Kinder- und Jugendärzte ideale Ansprechpartner, so Palentien.

Als ernstes Phänomen wertet auch Professor Peter Wetzels, Rechtwissenschaftler an der Universität Hamburg, diesen Trend. Da 92 Prozent aller 12- bis 15-Jährigen bereits ein eigenes Handy besitzen, seien Gewaltszenen über das Handy und das Internet gut zu verbreiten. So haben nach Schätzungen Wetzels 280 000 Jugendliche - zum erheblichen Teil auch aus dem Internet - Gewaltszenen im Handy-Speicher, die strafrechtlich relevant sind. Die Konsequenzen dieser Filme würden von vielen Jugendlichen unterschätzt. Über 14-jährige Täter müssten mit einer Anklage wegen Körperverletzung und Nötigung rechnen.

Oft werden Passanten völlig überraschend attackiert.

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