HINTERGRUND

"Trinkwasser wird in Birma dringend gebraucht"

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Sauberes Wasser als Erste-Hilfe-Maßnahme: In Birma ist nach dem Wirbelsturm das Wasser knapp. Hilfsorganisationen warnen vor der Seuchengefahr.

Sauberes Wasser als Erste-Hilfe-Maßnahme: In Birma ist nach dem Wirbelsturm das Wasser knapp. Hilfsorganisationen warnen vor der Seuchengefahr.

© Foto: dpa

22 000 Tote, 41 000 Vermisste. Insgesamt sollen über 24 Millionen Menschen - das ist fast die Hälfte der Bevölkerung in Birma - von den Auswirkungen des Wirbelsturms am vergangenen Wochenende betroffen sein. In Wirklichkeit können es sogar noch mehr Opfer sein, denn die Militärjunta rückt nur nach und nach mit den Zahlen heraus.

Inzwischen ist die internationale Hilfe angelaufen. Das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen hat in Rangun die ersten Essensrationen verteilt. Das Kinderhilfswerk UNICEF ist mit 100 Mitarbeitern in der Küstenregion unterwegs und verteilt Erste-Hilfe-Pakete.

Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen wissen, wie schwer es ist, in Birma unabhängige humanitäre Hilfe zu leisten. Die Organisation ist seit 1992 vor Ort. Die Ärzte haben vier Kliniken aufgebaut, in denen nun die Menschen, die während des Zyklons verletzt worden sind, versorgt werden. Zudem verteilen sie Nahrungsmittel, Plastikplanen und Wasser. Ein Team ist an der Westküste im Einsatz. Diese Gegend ist besonders von dem Zyklon betroffen.

"Sauberes Trinkwasser ist eines der Dinge, die hier am dringendsten benötigt werden", sagt auch Birke Herzbruch, Koordinatorin des Malteser Hilfsdienstes in Yangon. Die Malteser verteilen Desinfektionstabletten an die Menschen. Ein medizinisches Team leistet zudem erste Hilfe für die Verletzten in der Gegend rund um Yangon.

Um die medizinische Versorgung der Menschen in Birma stand es schon vor der Naturkatastrophe schlecht. In Praxen und Kliniken gibt es meist nur wenige medizinische Geräte, die Hygiene ist problematisch. "Oft fehlen auch europäisch ausgebildete englisch- oder französischsprachige Ärzte", heißt es beim Auswärtigen Amt in Berlin. Viele Hilfsorganisationen hatten sich bei ihren Einsätzen auf die Versorgung von Müttern und Kindern sowie auf die Therapie von HIV- und Aidspatienten konzentriert.

Ärzte ohne Grenzen versorgen zum Beispiel regelmäßig 16 000 HIV- und Aidspatienten, mehr als 8000 bekommen antiretrovirale Arzneien. Auch sie sind von der Katastrophe betroffen: "Wir sind besorgt, dass es bei einigen Patienten zu einer Unterbrechung der Therapie kommen könnte, weil sie die Kliniken nicht erreichen können oder weil sie ihre Medikamente durch den Zyklon verloren haben", heißt es in der Pressestelle.

Humanitäre Hilfe

1962 kam die Militärjunta in Birma an die Macht. Seitdem ist das Land von der Außenwelt isoliert, heißt es bei der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Deren Mitarbeiter sind seit 1992 im Land aktiv - die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist allerdings begrenzt. Das Militär reglementiert die Hilfseinsätze. Vor allem Angehörige von Minderheiten sind ohne Zugang zur ärztlichen Versorgung. Sie sind dem Druck und den gewalttätigen Angriffen der Militärjunta hilflos ausgesetzt.

STICHWORT

Birma in Zahlen

Einwohner: 54 Millionen Einwohner

Landesgröße: 676 577 Quadratkilometer - zweimal so groß wie Deutschland

Staatsform: Militärregierung

Bruttoinlandsprodukt (BIP): circa 14 Milliarden US-Dollar

Medizinische Versorgung:. Im Schnitt kommen 0,3 Ärzte auf 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 3,4 Ärzte auf 1000 Einwohner

Lebenserwartung: 56 Jahre

Kindersterblichkeit: Etwa 98 von 1000 Kindern sterben vor ihrem fünften Geburtstag

Häufige Krankheiten: Jährlich sterben nach UN-Schätzungen etwa 20 000 Menschen an HIV/Aids. Häufig sind auch Malaria, Tuberkulose, Typhus und Japanische Enzephalitis

Weitere Infos zu Birma im Internet unter www.auswaertiges-amt.de

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