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"Manchmal ist es ein Verbrechen, nicht zu helfen"

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Darf man mit dem Leid von Sterbenden Geschäfte machen? Wer darf darüber entscheiden, welchen Menschen beim Sterben geholfen wird? Es sind Fragen wie diese, die beim Thema Sterbehilfe immer wieder gestellt werden - und es sind immer wieder auch Ärzte, die damit konfrontiert werden. Das zeigen gleich mehrere Prozesse, die derzeit vor deutschen Gerichten laufen, bei denen Ärzte auf der Anklagebank sitzen, weil sie sich angeblich zum Richter über Leben und Tod aufgeschwungen haben sollen.

Eher um Geschäftemacher mit dem Tod ging es am Sonntag Abend beim "Tatort" mit Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) aus Ludwigshafen. Nein, das war kein Tatort zum Entspannen, sondern einer, der einem schon unter die Haut gehen konnte. Eine Mitarbeiterin eines Sterbehilfevereins wird ermordet im Rhein gefunden.

Bald kommt der Verdacht auf, dass sie, über die gesetzlich mögliche Hilfe hinaus, Tod bringende Giftcocktails gegen hohe Summen verkauft habe. Doch eigentlicher Mittelpunkt der Geschichte ist ein neun Jahre altes Mädchen, das an Mukoviszidose erkrankt ist und an der Schwelle des Todes steht.

Sterbehilfe zur Primetime im Fernsehen.

Kann man seiner eigenen Tochter, so sehr sie auch leidet, Sterbehilfe geben? "Ich kann nicht mehr, mach', dass es endlich vorbei ist", sagt die beeindruckend gespielte Tochter einmal zu ihrer Mutter. "Wir müssen für sie da sein, mehr können wir nicht für sie tun", sagt dagegen der Vater, und: "Wir haben kein Recht zu entscheiden, wann sie zu sterben hat."

Alle Rollen in diesem Krimi werden glaubwürdig gespielt: Vom Kommissar, der vor allem zu Beginn zum pauschalen Ankläger aller Sterbehelfer wird, bis hin zum Vorsitzenden des Vereins "Charontas", der nach Jahren als Leiter einer Kinderkrebsstation zum ethisch motivierten Sterbehelfer geworden ist: "Sterben ist keine Idylle, und manchmal ist es ein Verbrechen, nicht zu helfen", sagt er zu Kommissar Kopper.

Nein, für derartige Probleme gibt es keine vorgefertigten Lösungen - vielleicht manchmal den Ansatz, dass Ärzte dazu beitragen können, das Leiden bis zum Tod so erträglich wie möglich zu machen.

Es ist verdienstvoll, dass ein Krimi zur Primetime im Fernsehen dieses Thema für alle Zuschauer anschaulich, fast fühlbar macht. Nicht ganz glücklich gewählt war allerdings die Krankheit des Mädchens: "Mukos" können heute 30 oder sogar mehr als 40 Jahre alt werden. Auch wenn das im "Tatort" einmal erwähnt wird. In der Erinnerung wird immer das todschwache, schwer hustende, bleiche Mädchen bleiben, das am Ende des Films tot ist - ohne Sterbehilfe. (ger)

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