Der Krieg und die Medizin

Wie erleben Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Soldaten und Zivilisten den Krieg? Das zeigt eine Ausstellung des Deutschen Hygienemuseums in Dresden.

Von Katlen Trautmann Veröffentlicht:
Mit Hilfe von Ärzten und moderner Medizintechnik gerettet: Der heute 28-jährige US-Soldat Bryan Anderson verlor 2005 durch eine Bombe in Bagdad seine Beine, einen Unterarm, eine Hand und drei Fingerspitzen.

Mit Hilfe von Ärzten und moderner Medizintechnik gerettet: Der heute 28-jährige US-Soldat Bryan Anderson verlor 2005 durch eine Bombe in Bagdad seine Beine, einen Unterarm, eine Hand und drei Fingerspitzen.

© Foto: Christopher Griffith

"Wir Ärzte kennen die Schrecken des Krieges am besten, weil wir noch heute die irreparablen Gesundheitsschäden des letzten Krieges täglich sehen. (...) Wir erheben unsere warnenden Stimmen gegen ein neues internationales Blutbad." Diese Worte gehören zum "Aufruf an die Ärzte aller Länder", den 1932 Felix Boenheim, einer der Chefärzte am Berliner Hufeland-Hospital an Kollegen in aller Welt verschickte. Mehr als 200 unterzeichneten ihn - darunter Sigmund Freud und Carl Gustav Jung.

Leben retten und zugleich kämpfen für die eigenen Fahnen - diesem Spannungsfeld widmet sich die Ausstellung "Krieg und Medizin", die das Deutsche Hygienemuseum Dresden in Zusammenarbeit mit der Wellcome Collection London zeigt. In drei Teilen - "der Apparat", "der Körper" und "die Psyche" - beschäftigt sich die Ausstellung mit medizinischer Arbeit auf dem Schlachtfeld seit dem Ersten Weltkrieg bis heute.

Medizin ist ein Teil des Militärs und des Krieges geworden.

Ein wichtiges Thema dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Militär und Ärzten während des Krieges: Im Ausstellungsteil "Der Apparat" etwa ist die Installation des Künstlers David Cotterell über einen Nachtflug zur Evakuierung eines verletzten britischen Soldaten aus Afghanistan zu sehen. Auch das "Penizillinwunder" im Zweiten Weltkrieg und Forschungen mit Todesfolge -  wie zum Beispiel Unterkühlungsversuche mit Häftlingen im KZ Dachau - werden thematisiert.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich dem "Körper" des Soldaten: Dabei geht es um die Behandlung und die Versorgung der Verletzten, um ethische Probleme bei der Musterung oder die Seuchenbekämpfung. Präparate von Organen mit Schussverletzungen zeigen die Arbeit der Mediziner im Krieg.

Dass ein Krieg nicht nur den Körper, sondern auch die Seele von Soldaten beschädigt, zeigt der dritte Teil der Schau mit dem Titel "Die Psyche".

Das Deutsche Hygiene Museum stellt Arbeiten von Künstlern wie Max Beckmann, Georg Grosz oder Conrad Felixmüller aus, die ihre Auseinandersetzungen mit Ärzten im Krieg zeigen. Andere Exponate zeigen, in welchen ethischen Zwängen Mediziner stehen: Einerseits retten sie das Leben einzelner Soldaten, andererseits sind sie ein Teil des Militärs geworden. Der Direktor des Institutes für Geschichte der Medizin an der Uni Heidelberg, Professor Wolfgang Eckhart, fand deutliche Worte zur Ethik der Ärzteschaft: "Viele fassten den Ersten Weltkrieg nicht als humanitäre Katastrophe auf, sondern als Möglichkeit, in einem gewaltigen Experiment besonders hygienische und bakteriologische Erfahrungen zu sammeln", sagte Eckhart in seinem Festvortrag zur Eröffnung der Ausstellung.

Die Ausstellung ist in Dresden bis zum 9. August 2009 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Am 17. und 24. Juni gibt es Sonderführungen für Ärzte. Anmeldung: oeffentlichkeitsarbeit@slaek.de oder Tel.0351-8267-161. Weitere Infos: www.dhmd.de

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