Träume und Liebe hinter Gittern und Zäunen

Die Erfahrungen von Jugendlichen, die im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin leben, zeigt das "Freedom Theatre". Das Ensemble ist in verschiedenen Städten in Deutschland zu sehen.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Ein Theaterstück über das Leben hinter Mauern.

Ein Theaterstück über das Leben hinter Mauern.

© Fotos: medico international

FRANKFURT/MAIN. "The Freedom Theatre" gastiert auf Einladung der Frankfurter Hilfsorganisation medico international in Deutschland und Österreich. 14 junge Palästinenser aus dem Flüchtlingslager Jenin führen bis zum 1. November "Fragments of Palestine" auf, eine Reflexion über das Leben unter Besatzung.

1987 hatte die jüdische Künstlerin Arna Mer die Idee, in Jenin ein Kindertheater zu gründen. Für die engagierte Frau, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, war es zunächst nicht leicht, das Vertrauen der palästinensischen Bevölkerung zu gewinnen, welche die Israelis bis dahin hauptsächlich als Besatzer wahrnahmen. Doch Arna Mer setzte sich durch und blieb ihren Kindern auch nach der ersten Intifada (1987 bis 1991) treu. Unterstützt wurde sie von ihrem Sohn Juliano Mer-Khamis, selbst Schauspieler und Regisseur, der die Arbeit mit der Kamera begleitete. 1994 starb Arna Mer und mit ihr das "Freiheitstheater". Während der zweiten Intifada (2000 bis 2005) erkannte Juliano Mer-Khamis in einigen der Kämpfer ehemalige Theaterschüler und beschloss, nach Jenin zurückzukehren und das inzwischen zerstörte Theater neu aufzubauen.

Theater als Institution für perspektivlose Jugendliche

Heute ist das Freiheitstheater eine Institution, die mit den Mitteln der Kunst auf soziale und politische Veränderung zielt. In erster Linie soll das Theater dabei helfen, den perspektivlosen Kindern und Jugendlichen Selbstvertrauen einzuflößen, damit sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Gemeinsam mit den Kindern wollen die Verantwortlichen einen Raum schaffen, in dem Jungen und Mädchen Fantasien entwickeln, sich einbringen, ausprobieren und eigene Fähigkeiten entwickeln können. Neben dem Theater gibt es Zirkus-, Musik- und Tanzgruppen. Im vergangenen Jahr wurde eine Schauspielschule eröffnet, deren Schüler auch das aktuelle Stück "Fragmente aus Palästina" darbieten.

Ein Leben hinter Zäunen ist der Alltag für Palästinenser

Darin werden Szenen aus dem Alltag der Palästinenser dargestellt, die vom Leben hinter Zäunen und Mauern, von Besatzung und Ausgangssperre, von Liebe und Träumen erzählen. Die Schauspieler bedienen sich dabei vor allem der Mittel des Körpertheaters, so dass sie mit wenig Sprache auskommen. Im Anschluss an die Aufführungen wird ein Kurzfilm gezeigt, der die Geschichte des "Freedom Theatre" dokumentiert. Danach laden Theaterleiter Juliano Mer-Khamis und seine Schauspieler die Zuschauer zum Gespräch ein.

Die Frankfurter Hilfsorganisation medico international unterstützt die Arbeit des Freiheitstheaters aus Jenin und hat auch die Tournee durch Deutschland und Österreich organisiert.

Kommende Aufführungen und Workshops: 26. und 27. September in Bonn, 1. und 2. Oktober in Aschaffenburg, 3. Oktober in Kempten/Allgäu sowie ab dem 11. Oktober in Kiel. Der ausführliche Tourplan sowie weitere Informationen unter www.medico.de/themen/krieg/nahost/dokumente/das-freedom-theatre-jenin-auf-tournee-/3285/

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