Intensive Therapie schützt auch Kindernieren

Eine intensive antihypertensive Therapie lohnt sich auch bei Kindern mit Bluthochdruck. Das zeigen inzwischen mehrere Studien. So lässt sich die Rate für eine Niereninsuffizienz bei Blutdruckwerten unter der 50. Perzentile deutlich reduzieren.

Von Wiebke Kathmann Veröffentlicht:
Kinder mit Hypertonie sind meist adipös.

Kinder mit Hypertonie sind meist adipös.

© Foto: moodboard www.fotolia.de

LÜBECK. Trotz der niedrigen Patientenzahlen in der Pädiatrie konnten in den vergangenen Jahren Studien mit intelligentem Design gemacht werden, die nun eine evidenzbasierte Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Hypertonie erlauben. Eine differenzielle Therapieempfehlung hat daher Einzug in die Pädiatrie gehalten.

Es gibt inzwischen sogar erste Studien mit relativ harten Endpunkten, wie Professor Jörg Dötsch aus Erlangen beim Kongress der Hochdruckliga in Lübeck gesagt hat. So wurde zum Beispiel in der ESCAPE-Studie (NEJM 361, 2009, 1639) die 50-prozentige Verminderung der glomerulären Filtrationsrate oder terminale Niereninsuffizienz als primärer Endpunkt gewählt. Es zeigte sich, dass dieser Endpunkt durch Intensivierung der Therapie mit Ramipril auf Blutdruckwerte (ABDM) unter der 50. Perzentile gegenüber einer konventionellen Therapie (50. bis 95. Perzentile) signifikant seltener auftrat. Zudem konnte bestätigt werden, dass auch bei Kindern zumindest vorübergehend ein anti-proteinurischer Effekt erzielt werden kann.

Kurz vor der Veröffentlichung ist nach Angaben von Dötsch die CINCH-Studie der Arbeitsgruppe von Professor Franz Schaefer aus Heidelberg. Sie hat die Wirksamkeit einer Candesartan-Suspension untersucht, die den großen Vorteil habe, körpergewichtsadaptiert punktgenau dosierbar zu sein. Blutdruck und Proteinausscheidung konnten dosisabhängig gesenkt werden.

Bereits älter ist eine Studie zu Enalapril, die die Wirksamkeit und deren Dosisabhängigkeit bei Kindern belegt hat. Auch für Amlodipin und Metoprolol sei der Nachweis der dosisabhängigen Wirksamkeit an pädiatrischen Patienten erbracht.

Dötsch wies noch auf eine Besonderheit der ABDM-Normwerte in der Pädiatrie hin: Sie beziehen sich nicht auf das Alter oder Gewicht, sondern auf die Körperlänge. Als Blutdruckzielwert gilt in der Pädiatrie generell ein Blutdruck unter der 90. alters-, geschlechts- und Körperlängen-spezifischen Perzentile.

Bei chronischer Nierenerkrankung, aber ohne Proteinurie, wird ein Blutdruck unter der 75. Perzentile, bei Vorliegen einer Proteinurie von unter der 50. Perzentile angestrebt - so die Empfehlungen (J Hypertension 27, 2009, 1719). Die Blutdruckmessung sollte als 24-Stunden-Messung erfolgen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daten aus Wales

Infarktrisiko steigt offenbar auch nach Harnwegsinfekt

Einstufung in den Pflegegrad

Pflegebegutachtung: Wann hausärztlicher Rat gefragt ist

Lesetipps
Ein Geldschein liegt in einer Mausefalle.

© photo 5000 / stock.adobe.com

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen

„Nicht jeder Mensch ab 70 wird künftig Statine nehmen, aber es werden mehr als bisher sein“, prognostiziert Kollegin Erika Baum von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

© Rafal Rutkowski / stock.adobe.com

„Erheblicher zusätzlicher Beratungsbedarf“

Statine: Was der G-BA-Beschluss für Praxen bedeutet

Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei