Jugendliche zum Lesen "verurteilt"

Statt Arrest oder Arbeitsstunden droht jugendlichen Straftätern in Fulda künftig ein Buch. Das Projekt des Jugendgerichts will Ersttäter zum Nachdenken anregen.

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Erst lesen, dann besprechen: Eines von 14 Büchern sollen die Jugendlichen lesen und dann mit Mitarbeitern der Jugendhilfe diskutieren. © Galina Barskaya / fotolia.com

Erst lesen, dann besprechen: Eines von 14 Büchern sollen die Jugendlichen lesen und dann mit Mitarbeitern der Jugendhilfe diskutieren. © Galina Barskaya / fotolia.com

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FULDA (dpa/bee). Ein Leben im sozialen Brennpunkt der Stadt, Gewalt in der Schule und zu Hause: Das ist das Thema des Buches "Ameisensiedlung" der Jugendbuchautorin Mirjam Pressler. Wenn es nach dem Willen des Projekts "Lesen anstatt" des Jugendgerichts der Stadt und des Landkreises Fulda geht, soll Presslers Buch künftig jugendlichen Ersttätern beim Nachdenken über ihr Verhalten helfen (wir berichteten kurz). Bei der Lektüre sollen die Jugendlichen einen anderen Blick auf ihre Taten bekommen, erklärt Jugendrichter Christoph Mangelsdorf, der das Buch-Projekt zusammen mit der Fachstelle der "Jugendhilfe im Strafverfahren" initiierte.

Das Projekt richtet sich an Ersttäter und Jugendliche, die etwa aus gesundheitlichen Gründen oder wegen einer Schwangerschaft keine Arbeitsstunden leisten können. "Bei schwerwiegenden Delikten fällt die Alternative aber weg", sagt Mangelsdorf. Die Jugendlichen sollen eines von 14 ausgewählten Büchern zu Themen wie Sexualdelikten, Drogen, Alkohol und Mobbing mit Mitarbeitern der Jugendhilfe besprechen, darunter neben dem Buch von Mirjam Pressler das Buch "Kurzer Rock" von Christina Wahlden oder "Ich knall euch ab" von Morten Rhue.

Für viele Jugendliche, die noch nie mehr als 20 Seiten am Stück gelesen haben, sei ein Buch wirklich eine Strafe, sagen Mitarbeiter der Jugendhilfe. Den Jugendlichen bleiben vier bis sechs Wochen zum Lesen, danach müssen sie rund fünf Seiten darüber schreiben, was sie aus der Lektüre für ihr Leben gelernt haben. Das Kopieren von Inhaltsangaben der Bücher aus dem Internet sei bereits vorgekommen, falle aber schnell auf.

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