Ärztliche Versorgung in Tripolis zusammengebrochen

Die Aufständischen in Libyen jubeln: Immer mehr Städte nehmen sie ein, der Sieg über das Gaddafi-Regime scheint nur eine Frage der Zeit. Doch der Bürgerkrieg zeigt seine Folgen: In Tripolis ist die medizinischen Versorgung zusammengebrochen. Viele Ärzte und Krankenschwestern sind geflohen.

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Klinik in Libyen: "Ärzte ohne Grenzen" warnt vor dem Zusammenbruch der medizinische Versorgung.

Klinik in Libyen: "Ärzte ohne Grenzen" warnt vor dem Zusammenbruch der medizinische Versorgung.

© dpa

TRIPOLIS (dpa). Die Lage von Verwundeten und Kranken in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist nach Darstellung von Augenzeugen "ziemlich besorgniserregend". Dies sagte ein Helfer der französischen Organisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

"Die Lage ist in Tripolis ist sehr angespannt. Und was die medizinische Versorgung angeht, so ist sie ziemlich besorgniserregend", sagte MSF-Koordinator Jonathan Whittall in einem Telefoninterview.

"In den vergangenen Tagen hat es viele Schießereien gegeben. Die Sicherheitslage ist völlig unberechenbar", so der Vertreter von "Ärzte ohne Grenzen".

Er habe seit zwei Tagen eine Wohnung im Zentrum von Tripolis nicht mehr verlassen können, sagte er, während im Hintergrund Schüsse zu hören waren. "Ich wäre schon froh, wenn ich wenigstens wüsste, ob die Umgebung hier in Hand der Regierung oder der Aufständischen ist."

Whittal sagte, schon vor der Verschärfung der Kämpfe in der Hauptstadt Tripolis habe er bei Besuchen in Krankenhäusern erhebliche Mängel an medizinischen Gütern festgestellt.

"Wir können davon ausgehen, dass es jetzt noch deutlich schlimmer ist. Denn die Krankenhäuser waren schon mit den Verwundeten, die von draußen kamen, überfordert. Jetzt, wo viele Verletzte aus der Stadt hinzukommen, stehen Ärzte und Krankenschwestern unter enormem Druck."

Viele Ärzte und Schwestern seien aus den Krankenhäusern geflohen, bevor die Schlacht um Tripolis begonnen habe. Darunter seien viele Ausländer gewesen, beispielsweise aus den Philippinen, die vermutlich nicht wieder zurückkehrten.

"Ärzte ohne Grenzen" hoffe, sehr rasch sowohl Personal als auch medizinische Güter in die Stadt bringen zu können. "Voraussetzung ist, dass der Weg nach Tripolis sicher ist. Im Moment planen wir, unsere Leute entweder auf dem See- oder dem Landweg nach Tripolis zu bringen."

Die Hilfsorganisation ist in anderen Orten Libyens, unter anderem in Misrata und Sawija, bereits mit etwa 40 bis 50 medizinischen Helfern tätig. Für Tripolis sei es nicht einmal möglich, die Zahl der dringend Hilfe benötigenden Menschen auch nur annähernd zu schätzen.

Sobald es möglich sei, werde er erkunden, wie es jetzt in den Krankenhäusern aussehe, sagte Whittall. "Aber im Moment wird hier noch geschossen. Es scheint aber ein bisschen weniger als gestern zu sein."

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