Wann sind Frauenstimmen sexy?

Göttinger Verhaltensforscher widerlegen Forschungen zum Klang von Stimmen während der fruchtbaren Tage.

Veröffentlicht:
Frauen sprechen kurz vor dem Eisprung mit einer etwas höheren und variableren Grundfrequenz. Das bestätigten auch die Ergebnisse der Göttinger Forscher.

Frauen sprechen kurz vor dem Eisprung mit einer etwas höheren und variableren Grundfrequenz. Das bestätigten auch die Ergebnisse der Göttinger Forscher.

© Amir Kaljikovic / Fotolia

GÖTTINGEN (pid). Frauen signalisieren unbewusst durch den Klang ihrer Stimme, ob sie empfängnisbereit sind. Diesen Schluss legen mehrere wissenschaftliche Studien nahe, die in jüngster Zeit veröffentlicht wurden.

So klingen Untersuchungen von US-Forschern zufolge Frauen an den fruchtbarsten Tagen ihres Monatszyklus besonders sexy.

Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen haben diese These jetzt in einer neuen Studie überprüft - und sind zu einem anderen Ergebnis gekommen.

Abweichende Ergebnisse

"Die Stimme einer Frau verrät den Zeitpunkt des Eisprunges nicht", sagt die Verhaltensforscherin und Leiterin der Abteilung Kognitive Ethologie am Deutschen Primatenzentrum, Julia Fischer.

Das deutsch-englisch-israelische Forscherteam führt seine abweichenden Ergebnisse vor allem darauf zurück, dass die neue Studie breiter angelegt war.

Die meisten früheren Untersuchungen hätten sich auf nur zwei Phasen des weiblichen Zyklus beschränkt, indem jeweils die Frauenstimmen zum Zeitpunkt einer hohen und einer niedrigen Befruchtungswahrscheinlichkeit aufgenommen worden.

Höhere Grundfrequenz kurz vor dem Eisprung

Für ihre jetzt veröffentlichte Studie betrachteten die Forscher um Julia Fischer dagegen einen kompletten Menstruationszyklus. Außerdem verglichen sie die Stimmqualität mit den täglichen Veränderungen im Hormonspiegel.

Dabei bestätigte sich, dass Frauen kurz vor dem Eisprung mit einer etwas höheren und variableren Grundfrequenz sprechen - allerdings tun sie dies auch wieder nach dem Eisprung. Insgesamt seien die Variationen in der Stimmqualität im Verlauf eines Menstruationszyklus so stark, dass der Zeitpunkt, an dem die höchste Befruchtungswahrscheinlichkeit herrscht, nicht erkennbar sei.

Kein klarer Zusammenhang zwischen Hormonspiegel und Stimmqualität nachzuweisen

Wahrnehmungsexperimente zeigten zudem, dass Männer nur eine sehr schwache Vorliebe für die Stimmen hätten, die während der fruchtbaren Tage aufgenommen worden waren.

Ein klarer Zusammenhang zwischen den Veränderungen im Hormonspiegel und der Stimmqualität lasse sich nicht nachweisen.

Interessant fanden die Wissenschaftler um Julia Fischer auch ein anderes Phänomen: Frauenstimmen sind während der Menstruation rauer und ungleichmäßiger. "Dies erklärt, warum weiblichen Opernsängerinnen eine dreitägige Gnadenfrist während ihrer Periodenblutung gewährt wird."

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Koordinierende Versorgung als Ziel

Long-COVID-Richtlinie in Kraft - jetzt fehlt noch die Vergütung

Lesetipps
128. Deutscher Ärztetag in der Mainzer Rheingoldhalle.

© Rolf Schulten

Berufliche Qualifikation

Ärztetag fordert von der EU Priorität für Gesundheitsthemen