Führt Hirnforschung zu Gedankenkontrolle?

LONDON (dpa). Britische Forscher warnen vor möglichen Gefahren durch die Hirnforschung. Einerseits ließen sich damit vielleicht einmal Gedanken manipulieren, andererseits könnten dadurch neue Waffengattungen entstehen.

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Ein Gehirn in der Hand eines Menschen: Über den Schaden und Nutzen der Hirnforschung streiten sich die Wissenschaftler.

Ein Gehirn in der Hand eines Menschen: Über den Schaden und Nutzen der Hirnforschung streiten sich die Wissenschaftler.

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Für Laien klingt es nach Science Fiction, aber nach Ansicht von Forschern wächst die Gefahr der Gedankenkontrolle. Vor allem mit Blick auf Militärtechnik hat eine Gruppe von Forschern nun zu mehr Umsicht im Umgang mit den Erkenntnissen gewarnt.

Sowohl Regierungen, die internationale Gemeinschaft als auch die Wissenschaft müssten sicherstellen, dass aus den guten Ergebnissen keine Nachteile und Gefahren entstehen, hieß es am Dienstag von der Royal Society in London.

"Neurowissenschaft hat das Potenzial, der Gesellschaft großen Nutzen zu bringen", sagte Professor Rod Flower, der die Arbeitsgruppe der Royal Society zu dem Thema leitet. So komme die Wissenschaft Heilungsmethoden für Krankheiten wie Parkinson, Epilepsie oder Sucht täglich näher. Die Tatsache, dass man das menschliche Hirn immer besser verstehe, berge aber auch zahlreiche Risiken.

Regierungen sollen Forschungen transparent machen

Der Bericht ist Teil einer Serie und konzentriert sich vor allem auf eine mögliche militärische Nutzung. "In nicht zu ferner Zukunft" etwa könnte es möglich sein, dass Drohnen oder andere Waffensysteme, die ohne Pilot funktionieren, durch menschliche Gedanken gelenkt werden, heißt es.

Durch Beeinflussung des Gehirns habe man es bereits geschafft, dass beispielsweise gelähmte Patienten mit Hilfe ihrer Gedanken Prothesen von Armen oder Beinen bewegen oder Computer nutzen könnten. Ähnliche Technik könnte auch bei Militäreinsätzen verwendet werden.

Chemische Waffen könnten darauf ausgerichtet werden, dass sie Menschen nicht töten, sondern das Hirn kurzzeitig lahmlegen - die Spätfolgen davon allerdings seien unklar. Es gebe bereits Experimente, solche Chemikalien bei Massenunruhen oder bei der Jagd nach Kriminellen einzusetzen.

Solche Entwicklungen zögen Unmengen an ethischen Fragen nach sich, erklärte Flower. In vielen Fällen seien diese noch nicht durch internationales Recht geregelt. Regierungen müssten die Forschung transparent halten. Wissenschaftler sollten sich stets im Klaren sein, dass ihre Forschung sowohl zur Heilung als auch zum Schaden eingesetzt werden könnte.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 08.02.201219:00 Uhr

Forschungsfreiheit

Nicht nur die Anwendung der Forschungsergebnisse, sondern auch die Methoden des Erkenntisgewinnes (sofern menschliche oder höhere tierliche Probanten beteiligt sind) sollte man ethischer Beurteilung unterziehen.
Grundsätzliche Bedenken gegen, und Mutmaßungen über die Hirnforschung zu äußern, erscheint mir abstrus; insbesondere wenn man unbegründet vorab schon durch Ethik-Normen die Forschungsfreiheit einschränken will.
Schließlich handelt es sich beim Gehirn um das Organ, welches nicht nur vitale Funktionen hat, sondern uns erst zum Menschen macht.
Insofern ist Hirnforschung nicht nur von größtem Interesse für die Neurobiologen.
Wo die Erkenntnis-Grenzen liegen oder Anwendungs-Möglichkeiten bestehen, wird sich -wie bei jeder freien Forschung- zeigen.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt

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