Linda Stahl im Porträt

Top-Athletin mit Speer und Stethoskop

Das Training für die Saison 2014 hat gerade begonnen: Weltklasse-Speerwerferin Linda Stahl absolviert ein Doppelprogramm - mit Hochleistungssport und ihrem Praktischen Jahr am Klinikum Leverkusen.

Von Katrin Berkenkopf Veröffentlicht:
Macht weite Würfe: Linda Stahl. Ihr nächstes großes Ziel sind die Olympischen Sommerspiele 2016.

Macht weite Würfe: Linda Stahl. Ihr nächstes großes Ziel sind die Olympischen Sommerspiele 2016.

© dpa

KÖLN. Nach einem anstrengenden Arbeitstag in der Klinik für Urologie des Klinikums Leverkusen ist für Linda Stahl noch lange kein Feierabend.

Denn die 28-Jährige gehört zur Weltspitze im Speerwerfen, ist in diesem Sommer Vierte bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau geworden.

Seit dem Abitur hat sie die Doppelbelastung von Spitzensport und Medizinstudium gestemmt. Doch Aufgeben kam nie in Frage. "Es geht alles, ich mag die Herausforderung."

Linda Stahl stammt aus Blomberg in Ostwestfalen und war dort schon als Kind Mitglied in einem Leichtathletikverein. Zwischendurch liebäugelte sie mit dem Tennisspiel, entschied sich mit 18 aber endgültig für den Speer.

Gleichzeitig reifte ihr Entschluss, Medizin studieren zu wollen. Der Vortrag eines angehenden Arztes während einer beruflichen Orientierungswoche hatte sie auf den Geschmack gebracht.

Mit Sack und Pack nach Leverkusen

Doch beide Wege schienen zunächst kaum vereinbar: Kaum war sie mit Sack und Pack nach Leverkusen gezogen, um dort in der Kaderschmiede des TSV Bayer Leverkusen zu trainieren, kam die Zusage für einen Studienplatz - in Münster, mehr als 130 Kilometer entfernt.

Linda Stahl nahm die Herausforderung an. "Ich bin jeden Tag gependelt. Natürlich hatte ich dadurch kaum Freizeit, aber es hat funktioniert."

Sie sparte am Schlaf, auf typisches Studentenleben mit ausgiebigem Kaffeetrinken in der Mensa und langen Parties am Abend musste sie verzichten. Besonders hart wurde es zur Zeit des Physikums 2008. "Da war ich echt an meiner Grenze."

Danach konnte sie an die Universität Köln wechseln, nur einen Katzensprung von Leverkusen entfernt. Das machte ihr Leben deutlich einfacher.

Im Oktober beginnt für Leichtathleten das Training für die neue Saison. Sechs Mal in der Woche muss Linda Stahl für bis zu vier Stunden trainieren.

Ungewöhnlich für Spitzensportler

Unter Spitzensportlern ist es ungewöhnlich, daneben noch eine Vollzeit-Beschäftigung auszuüben. Viele arbeiten oder studieren in Teilzeit oder schaffen es in die Sportförderkompanie der Bundeswehr.

Kollisionen von Sport und Studium ließen sich da nicht immer vermeiden. Die Klausur in Mikrobiologie fiel immer mit dem Termin für ihr Trainingslager zusammen, erinnert sich Stahl.

So nahm sie sich am Ende ein Semester Zeit, um Prüfungen, die sie durch solche Terminprobleme nicht hatte absolvieren können, nachzuholen.

Mittlerweile arbeitet sie im praktischen Jahr am Klinikum Leverkusen - und das ist wieder eine neue Erfahrung. "Es ist noch viel anstrengender. Man ist immer auf Achse." Bis Mitte Dezember dauert dieser Ausbildungs-Abschnitt. Dann will sie in Ruhe entscheiden, wie es weitergeht.

An der Medizin reizen sie die Vielfältigkeit und der Umgang mit so vielen unterschiedlichen Menschen. Manchmal wird sie von ihren Patienten auch erkannt, meist beim Blick aufs Namensschild. "Das ist mir dann aber eher unangenehm."

Die Urologie im Visier

Stahl kann sich vorstellen, dass ihr Wahlfach Urologie auch ihre berufliche Zukunft darstellt. Eine Arbeit im Krankenhaus war früher nicht ihr Traum, "doch mittlerweile finde ich es sehr spannend".

Vielleicht bleibt sie am Leverkusener Klinikum. Für die Unterstützung, die das Krankenhaus ihr bot, ist sie dankbar. Ohne die richtigen Leute an der Seite könne man eine solche zweigleisige Karriere nicht schaffen, weiß Stahl. "Dazu gehört eine Klinik, die das alles versteht und flexibel ist."

Flexibilität heißt aber nicht, weniger leisten zu müssen als die anderen, betont sie. Für die Teilnahme an den Weltmeisterschaften im August sparte sie ihre Studientage auf und konnte so frei nehmen.

Dass die Doppelbelastung sie um eine Medaille bei der WM gebracht hat, glaubt sie nicht: "Meine Weiten waren in diesem Jahr besser als im letzten, obwohl ich damals entspannter war und mehr Zeit hatte."

2012 feierte sie ihren bislang größten sportlichen Erfolg bei den Olympischen Spielen in London mit dem Gewinn der Bronzemedaille. Ihre sportliche Zukunftsplanung reicht bis zur nächsten Olympiade 2016.

Ihr Speer ist übrigens in diesem Jahr Weltmeister geworden: Die deutsche WM-Siegerin Christina Obergföll warf mit ihm ihre Siegweite von 69,05 Metern.

"Meiner fliegt halt besonders gut", kommentiert Linda Stahl.

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