Pflege

Gute Laune in der TV-Arena

Eine Talkrunde mit dem Gesundheitsminister - das verspricht Zündstoff. Doch statt Kritik gab es einen lockeren Erfahrungsaustausch bei "hart aber fair" in der ARD.

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Die Talkrunde bei „hart aber fair“ in der ARD. Unter dem Titel „Die teure Reform - macht mehr Geld die Pflege besser? diskutierten (v.l.n.r.) Hermann Gröhe (CDU, Bundesgesundheitsminister), Bernd Meurer (Präsident des bpa), Heike Nordmann (Geschäftsführerin Kuratorium Deutsche Altershilfe), Geert Müller-Gerbes (Moderator und Journalist) und Martina Rosenberg (Journalistin und Buchautorin "Mutter, wann stirbst Du endlich?") mit Moderator Frank Plasberg.

Die Talkrunde bei „hart aber fair“ in der ARD. Unter dem Titel „Die teure Reform - macht mehr Geld die Pflege besser? diskutierten (v.l.n.r.) Hermann Gröhe (CDU, Bundesgesundheitsminister), Bernd Meurer (Präsident des bpa), Heike Nordmann (Geschäftsführerin Kuratorium Deutsche Altershilfe), Geert Müller-Gerbes (Moderator und Journalist) und Martina Rosenberg (Journalistin und Buchautorin "Mutter, wann stirbst Du endlich?") mit Moderator Frank Plasberg.

© WDR/Oliver Ziebe

NEU-ISENBURG. Lob und Wohlwollen für Beitragserhöhungen - wann bekommt ein Bundesgesundheitsminister das in einer Talkshow? Diese Frage stellte sich sicher auch TV-Moderator Frank Plasberg bei "hart aber fair" zum Thema "Die teure Reform - macht mehr Geld die Pflege besser" am Montagabend in der ARD - und er kam bis zum Ende der 90-minütigen Diskussionsrunde nicht aus dem Staunen heraus.

Keiner der fünf Diskutanten schimpfte über die Pflegereform, selbst bei Details blieb die Kritik zurückhaltend. Auch einer jungen Pflegerin aus Lüneburg versuchte Plasberg vergeblich, Kritisches am Pflegesystem zu entlocken. "Sie sind einfach mit zu wenig zufrieden", entfuhr es dem Moderator entgeistert.

Und das ist das Dilemma der Sendung: Nach jahrelangen Bemühungen um Verbesserungen sind Pflegebranche und die Betroffenen einfach mit dem wenigen zufrieden, was ihnen die Pflegereform nun verspricht. So unvorstellbar, wie das für den Moderator ist, so sehr haben die Betroffenen auf etwas mehr Geld gehofft.

Ob mehr Geld auch dort ankommt, wo am meisten gepflegt wird, bleibt nach der Sendung unklar. Der größte Pflegedienst der Nation, die Familie, zerbricht irgendwann unter der Last der Pflege von Vater oder Mutter.

Autorin Martina Rosenberg, die erst ihren Vater, dann ihre Mutter gepflegt hat, spricht von "sparen auf Kosten der Angehörigen" und plädiert dafür, dass "der Druck von den Frauen, die ihre Angehörigen pflegen, genommen werden muss" und die Entlohnung auch für diese Frauen stimmen müsse.

Arbeitswelt müsse pflegefreundlicher werden

Minister Hermann Gröhe (CDU) lobt den "Mut, eine Debatte über Überforderung anzustoßen" und wirbt für die Familienfreundlichkeit seiner Reform, in der analog zum Kinderkrankengeld zehn Tage pro Jahr eine Lohnersatzleistung in Anspruch genommen werden könne.

Und er appelliert: Nach der Familienfreundlichkeit müsse die "Pflegefreundlichkeit der Arbeitswelt" kommen. Das eifrige Nicken von bpa-Präsident Bernd Meurer und Heike Nordmann, Geschäftsführerin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, ist ihm sicher.

Warum gibt es nicht mehr Geld für Angehörige? Gröhe kann den bohrenden Fragen entkommen ebenso wie einer Antwort, warum erst jetzt die Reformen angegangen werden.

Bei der Umsetzung der neuen Pflegestufen folge die Bundesregierung dem Rat der Experten, "versuchen, erproben, Gesetz beschließen." Plasberg und sein Gast Geert Müller-Gerbes, früher RTL-Moderator, scheitern daran, Gröhe in die Enge zu treiben.

Aufschlussreich ist die Schlussrunde: Im Pflegefall wollen sich die fünf Gäste definitiv nicht von der eigenen Familie versorgen lassen. (bee)

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